laut.de-Kritik

Iggy Pop auf dem Anrufbeantworter, den R'n'R im Herzen.

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Tatsächlich verhält es sich bei einem Release von The Inspector Cluzo so: Man ahnt, was auf einen zukommt. Energetisch Blues-infizierte Jams, ein funky Rockeinschlag sorgt für Schmackes und Drive. Inhaltlich wird das Leben des französischen Duos als Selbstversorger auf einem Bio-Bauerhof und im Widerstand zur Agrarindustrie thematisiert - ein exemplarischer Songtitel lautet etwa "Saving The Geese". Alles bekannt - und trotzdem freut man sich wie Bolle auf das neue Material.

Hatte man TIC länger nicht mehr im Ohr, setzt einen der Groove der beiden ersten Tracks aber direkt wieder auf Schiene: "Act Local Think Global" knallt wie eh und je. Der "Wolf's At The Door"-Groove quillt im Anschluss schwer abgehangen aus den Boxen. Die Bassdrum von Mathieu Jourdain wummst, sein Blech scheppert, die Verstärker brummen, Laurent Lacrouts schreit die Melodien heraus. In beiden Tracks blitzt die musikalische Erfahrung der Franzosen auf, ihre schnörkellosen Hooks und Licks sitzen.

Beim krachenden Rock'n'Roller "Running A Family Farm Is More Rock Than Playing Rock 'n' Roll" fällt das Wort "Rock" dann dermaßen oft, dass man unweigerlich an Tenacious D denkt. Überhaupt: Schaltet Gitarrist und Sänger Laurent in den Schrei- bzw. Falsett-Modus (etwa bei "Horizon", das eigentlich für das Debüt vor 15 Jahren gedacht war, aber erst während der Corona-Pandemie wieder aus der Schublade gezogen wurde) ist der Schritt zu Jack Black gar nicht mehr weit. Danach drosseln TIC das Tempo erst mal, das ausladende "Shenanigans" fährt dafür Streicher-Arrangements auf.

Mit zunehmender Spieldauer könnte man annehmen, dass das anstrengende Farmerleben über die Jahre vielleicht doch seinen Tribut fordert. Jedenfalls nehmen die langsameren, teils leiseren Töne zu. So finden sich Balladen wie "9 Billion Solutions", das akustische "Swallows – Where are The Swallows Gonna Build Their Nest" und "Swallows Back – When Will The Swallows Return" bzw. Powerballaden ("The Ousider").

Der schnelle, Piano-gestützte R'n'R-Song "The Armchair Activist" bringt den Puls wieder auf 180. Ein weiteres Highlight der Platte stellt das oben erwähnte, geradlinige "Saving The Geese" dar, eine Art Springsteen-Rock im Dinosaur Jr.-Look. Hört sich etwas krude an, klingt aber umso besser, ein weiteres Platten-Highlight.

Ein kleiner Coup gelang TIC beim Orgel-gestützten Blues-Groover "Rockophobia", in dessen Text Laurent auf Iggy Pop und dessen "Dick" zu sprechen kommt: Iggy meldet sich daraufhin am Ende des Tracks persönlich mit einer entsprechenden Nachricht auf dem Anrufbeantworter zurück. Ein französischer Agent hatte ihn bzw. seinen Manager darum gebeten. Und der Amerikaner ließ sich nicht lange bitten.

TIC sind zweifelsohne eine eigenständige Hausnummer im globalen, alternativen Rockzirkus geworden: Die Band bestreitet ihr Jubiläum in diesem Frühjahr auch als Support von den Eels. Man kann den Männern aus der Gascogne nur wünschen, dass mindestens 15 weitere, erfolgreiche Jahre hinzukommen mögen.

Trackliste

  1. 1. Act Local Think Global
  2. 2. Wolf's At The Door
  3. 3. Running A Family Farm Is More Rock Than Playing Rock 'n' Roll
  4. 4. Shenaningans
  5. 5. The Outsider
  6. 6. Swallows – Where are The Swallows Gonna Build Their Nest
  7. 7. Horizon
  8. 8. Rockophobia (feat. Iggy Pop)
  9. 9. The Armchair Activist
  10. 10. 9 Billion Solutions
  11. 11. Saving The Geese
  12. 12. Swallows Back – When Will The Swallows Return

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