laut.de-Kritik
Ganz Frankreich ist besetzt, nur eine kleine Stadt in der Gascogne ...
Review von Eberhard DoblerDie kurze Ansage im Intro versteht zwar keiner, doch schon das erste Riff zerbröselt wie AC/DC auf Funkrock mit High Energy-Vocals jede Irritation. Auch der zweite Track, "Wild And Free: The Indignés Song", hält das Energielevel schön oben.
Was da mit erstaunlicher Wucht aus den Boxen lärmt, sind zwei crazy Franzosen, die sich selbst stolz als "hart und stur" bezeichnen. Seit vier Jahren ackern die Mannen aus der Gascogne (womit besagtes Idiom geklärt wäre) hartnäckig im DIY-Modus.
Der wird durchaus belohnt: Über 500 Gigs in 30 Ländern haben sie nun auf dem Buckel - ohne Bassist. Natürlich. Braucht es auch nicht, wenn Mathieu rüde seine Felle grooven lässt, Laurent die Mainvocals ins Mikro kratzt und sich dabei die Finger blutig spielt - zumindest hört es sich so an. The Inspector Cluzo haben auch beim dritten Album Biss!
Dazu reicht das Duo - anknüpfend an das "The French Bastards"-Artwork - ein ausführliches Comic, in dem unsere zwei Helden u.a. zu Rock'n'Roll-Musketieren im Kampf für mehr Humanismus und gegen die alles verschlingende ökonomische Logik antreten. Zu jedem Songs gibts einen Strip, etwa zum charmanten Titel "Why A Vulgar French Band Cannot Play Shitty English Pop Music?". So viel sei verraten: Es fließt auch Blut!
Die Bezüge zur Heimat im wunderschönen Südwesten Frankreichs spielen eine große Rolle, wie die vielen Einlassungen auf Gaskognisch zeigen. Zudem bekommt im Studio eine Bläsersektion namens FB's Horns reichlich Raum zur Entfaltung. Beispielsweise im amüsanten "I Want To MMM The Wife Of The French President" (inklusive Anspielung an Gainsbourgs "Je t'aime") oder dem Curtis Mayfield-Cover "Move On Up" (beidesmal lohnt sich der Blick ins Comic). "Téléfoot" erinnert an ein charakteristisches INXS-Riff.
The Inspector Cluzo bleiben den Soundkoordinaten des Vorgängers überwiegend treu: harter Rock, harter Funk, harter Blues und betont süßlich bis überdreht heraus gepresster Falsett-Soul, wenn nötig.
Einzig der charmante Akustik-Folk in gaskognischer Sprache, "Che Som Cabelhs", fällt aus dem Rahmen - eine echte Pub-Nummer, bei der man sich mit einer Flasche Rotwein in den Armen liegt, auch ohne den Dialekt zu verstehen. Aber genug geschwafelt: Scheibe rein, Luftgitarre raus und ab gehts, Motherfuckers!
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