laut.de-Kritik
Mit einem Dobro auf den Spuren der RHCP.
Review von Giuliano BenassiResonatoren-Gitarren, zu denen auch der Dobro gehört, stammen aus der Zeit, in denen es noch keine E-Gitarren gab. Mit dem Einsatz von Metall anstelle von Holz war es möglich, lautere Töne zu erzeugen, so dass unverstärkte Gitarren auch bei größeren Begleitbands nicht untergingen. Spätestens seit den 50er Jahren fristet sie ein Schattendasein, vom Dire Straits-Cover "Brothers In Arms" mal abgesehen.
John Butler verschaffte dem Instrument eine unerwartete Renaissance. Auch das vierte Studioalbum seines Trios beginnt mit dem typisch metallischen, einem Banjo nicht unähnlichen Twang. Doch wer Country oder Blues erwartet, liegt falsch. Die verspielte, aber schnörkellose Rhythmusgruppe aus Bass und Schlagzeug sorgt für eine rockig-funkige Grundstimmung zwischen Red Hot Chili Peppers und Jamiroquai.
"Better Than" weist dieselbe Ohrwurmqualität auf wie "Daniella" oder "Funky Tonight". Gerade im dritten Stück beweist die australische Band all ihre Fähigkeiten: Ein schnell gezupfter Dobro, der in eine E-Gitarre übergeht, und ein fast atemloses Schlagzeug. Für Abwechslung sorgt eine Maultrommel. Nichts scheint dem Zufall überlassen, alle Elemente greifen ineinander - wofür nicht zufällig Mario Caldato Jr. verantwortlich zeichnet, der unter anderem mehrere Beastie Boys-Alben produziert hat.
Doch das Niveau bleibt nicht immer gleich hoch. Das ruhige "Caroline" fällt mit Streichereinlagen zu schnulzig aus, "Good Excuse" ist verwaschener Reggae. Das shufflige "Used To Get High" bietet wieder einen der besseren Momente, bevor sich "Gov't Did Nothing" in die mittlerweile lange Liste des Bush-Bashings einreiht und nicht wirklich etwas Neues zu sagen hat – der Text handelt von New Orleans und der Unfähigkeiten der Behörden, mit der Katastrophe und deren Opfern klar zu kommen.
Mit acht Minuten Länge und Bläsereinsatz zum Schluss führt es wenigstens das Live-Potenzial des Trios vor. Denn genau dort gehört es hin: Auf die Bühne. "Grand National", benannt nach dem Modell von Butlers Resonator-Gitarre, bietet vor allem eine gute Grundlage für begeisternde Auftritte. Im Studio klingt sein Trio zu sehr nach chartorientiertem Rockpop US-amerikanischer Prägung. Das ist zwar nicht unbedingt ein Makel, für den namensgebenden Rastaman aber zu wenig.
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