laut.de-Kritik
Genie und Wahnsinn, ganz dicht beieinander.
Review von Jasmin LützThe La's, da tauchen Erinnerungen auf. Der erste Liebeskummer, die langen Nächte in der Diskothek, vergnügtes Tanzen in der Morgendämmerung, bittere Tränen auf dem Weg nach Hause. Der erste Schuss? Ähm, nein, soweit ging es mit der Zuneigung dann doch nicht.
Sänger und Gitarrist Lee Mavers von den La's verstand es auf jeden Fall, die passenden Worte für menschliches Empfinden in sämtlichen Ausdrucksformen zu schreiben. Das gleichnamige Debüt erschien im Jahr 1990 und achtzehn Jahre später halte ich die Deluxe Edition mit jeder Menge Bonusmaterial in meiner Hand.
Das wunderbare Liverpool, genauer gesagt der Vorort Huyton, war die Heimat der La's. In der Kulturhauptstadt 2008 kreierte der Perfektionist Lee Mavers Anfang der 90er mit variierender Bandbesetzung, laufendem Produzenten-Austausch und unzähligen Aufnahme-Sessions seine Pop- und Rocksongs des Debüts. Ein Wunder, dass die Menschheit dieses Werk überhaupt jemals zu hören bekam.
Denn Lee hatte ständig Einwände und wollte seine Songs niemals einem Publikum zumuten. Gegen den Willen des sehr eigenen Musikers brachte schließlich Produzent Steve Lillywhite (u.a. U2) den heutigen Klassiker an die Öffentlichkeit. Seinerzeit hasste die Band das Album, die Fans dagegen waren mehr als begeistert. Umso schöner, dass wir nun von den Liverpudlians eine prachtvolle Riesensammlung ihrer einzigen Platte mit vielen Radio-Sessions vorgesetzt bekommen.
Neben dem Original-Album gibt es bisher unveröffentlichtes Live-Material, was auch eine nostalgische Coverversion von Buddy Hollys "That'll Be The Day" beinhaltet, die 1989 für die "The Late Show" auf BBC2 aufgezeichnet wurde. Außerdem finden sich zahlreiche Versionen der einzelnen CD-Tracks. Der stark 60er Jahre inspirierte Sound – man bezeichnet Mavers auch gerne als Huytons Antwort auf Brian Wilson - wurde besonders durch den mehrmaligen Hit "There She Goes" bekannt, der sich in fünf verschiedenen Jahren in den englischen Charts platzieren konnte. Der Song wurde bereits von vielen Popgrößen gecovert, u.a. griff sogar Robbie Williams dafür live zur Gitarre.
Gleich dreimal ist dieser Hit auf der Deluxe-Compilation zu hören, denn es fanden sich immer wieder verschiedene Produzenten, die sich daran ausprobierten: Das Original der ersten Platte, von Lillywhite gemischt, ein John Leckie-Mix (Radiohead, Pink Floyd, George Harrison) und eine Version von Mike Hedges. Der Rummel um die eigene Person und seine Musik gefiel dem Songwriter damals gar nicht und es wird wohl auch ein ewiges Geheimnis bleiben, wie diese Songs hier nach Meinung des Künstlers eigentlich klingen sollten.
2008 ist Lee Mavers 45 Jahre alt und bastelt und hantiert zu Hause an neuen Stücken, die wir wahrscheinlich ebenfalls niemals zu hören bekommen. Genie und Wahnsinn liegen nun mal dicht beieinander und eigentlich sollte sich der Mann mit uns freuen, hat er uns mit The La's doch eine großartige Folk-Pop-Indie-Platte beschert. Daran kann man zum Glück nichts mehr ändern.
8 Kommentare
Robbie Williams hat mal zur Gitarre gegriffen? Wer's glaubt wird selig.
@Fear_Of_Music (« Robbie Williams hat mal zur Gitarre gegriffen? Wer's glaubt wird selig. »):
http://www.youtube.com/watch?v=8cQjS-m_IVo
Gruß
Skywise
@Skywise (« @Fear_Of_Music (« Robbie Williams hat mal zur Gitarre gegriffen? Wer's glaubt wird selig. »):
http://www.youtube.com/watch?v=8cQjS-m_IVo
Gruß
Skywise »):
schon klar, nur wenn ECHTE Gitaristen im Hintergrund den Backup machen kann ja nichts passieren wenn ich vorne mal aus Showgründen ein bisschen rum-"schrammele", kennt man ja von Madonna auch so
die platte trotzdem mit das beste, was der merseypop jemals zu bieten hatte!
Zwei Mal erweitert und immer noch gut, schaffen nicht viele Alben.
@Vapour Trail (« die platte trotzdem mit das beste, was der merseypop jemals zu bieten hatte! »):
Ja, da hast du sowas von recht. Oh Mann, wenn ich zurueckdenke... und bis heute ist die Scheibe einfach der absolute Klopfer! Spitzenqualitaet, - und "Looking Glass" haut mich noch heute jedesmal um.