laut.de-Kritik
Rumpelige Essenz aus 40 Jahren Gitarrenmusik.
Review von Alexander CordasQuantität ist nicht gleich Qualität. Den antiken Spruch aus der Weisheiten-Schublade lassen die Mutts von sich abperlen wie Teflon Wasser. Seit ihrer Gründung 2001 pflügen die Engländer ohne große Hype-Meldungen durchs Rock'n'Roll-Universum, dass die Saite kracht. Singles und EPs in steter Regelmäßigkeit machten das Warten auf den ersten Longplayer zwar etwas leichter. Was der Vierer aber auf Albumlänge drauf hat, war eine von mehreren Unbekannten. Lobenswert, dass "Life In Dirt" nicht zu einer Single- und EP-Halde mutiert. Elf neue Songs gibt's auf die Löffel.
"Most notable were the shows in Germany" heißt es auf der bandeigenen Homepage. Beim Hören der neuen Tracks offenbaren sie sehr lebhaft, weshalb die Dirtbombs es schwer hatten, die Rotz'n'Roll-Show der Mutts im Vorprogramm zu überbieten. Kurze Riff-Kracher, die nur äußerst selten die dreieinhalb Minuten-Grenze überschreiten, sind das Credo der umtriebigen Brightoner. Referenzpunkte im Sound lassen sich gut bei MC5 und co. festmachen, dabei klingen sie aber so erfrischend unstylish, dass die Retro-Garagenfraktion disgusted die Nase vom kleinen stinkenden Bastard The Mutts abwendet. Hier strömt und müffelt der Schweiß ganz hemmungslos. "Let there be rock!", und wie um diesen Worten zu entsprechen, riffen The Mutts in "Let Me See Your Face" kurz den Song gleichen Namens von AC/DC an.
Der positive Eindruck, den das Quartett mit seinen elf Songs hinterlässt, geht zu einem großen Teil auf das Konto von Sänger Chris Murtaugh. Der räudige Straßenköter am Mikro schmiert den Songs die nötige Portion Dreck um die Hooklines. Die Instrumentalfraktion dient sich ihm als Gossentrio an, liefert immer wieder schöne Riff-Bretter ("Engines"), Donnergrollen ("Incest City") oder Rhythmen, die sich im Blues heimelig fühlen ("Stuck Awake").
Das macht zusammen eine rumpelige Essenz aus 40 Jahren Gitarrenmusik, die sogar dem ergrauten Altrocker gefallen könnte, schließlich machen The Mutts einen auf alkohol- und adrenalingeschwängerten Mucker, der sich nicht groß um Rockgehabe schert - die Band an sich ist bereits die personifizierte Pose. Wie auf dem Cover hübsch in Szene gesetzt, bedarf es nach dem Genuss von "Life In Dirt" einer umfangreichen Schrubb- und Waschaktion, um sich den Rock-Schmier los zu werden.
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