laut.de-Kritik

Mit Hall und Reverb durchtränkte Cover aus den 50s, 60s und 70s.

Review von

In dem Moment, in dem Marty McFly in "Zurück in die Zukunft" sein legendäres Gitarren-Solo zu "Johnny B. Goode" abfackelt, das Publikum angesichts des verzerrten Sounds nur irritiert bis verständnislos starrt und er erklärt: "I g-guess you guys aren't ready for that yet. But your kids are gonna love it", haben The Raveonettes eigentlich genau ihre Band-Story gefunden. Das dänische Garage-Rock-Duo – das hierzulande sträflicher Weise immer noch ein bisschen Geheimtipp ist – haut seit 2001 nämlich einen Hit nach dem anderen heraus, der stets schwer nach Sixties klingt, verpasst den Tracks aber einen noisigen und lärmigen Touch, der den Vintage-Charakter wieder zurück in die Zukunft beamt.

Sänger, Gitarrist und Songwriter Sune Rose Wagner sowie Sängerin und Bassistin Sharin Foo sind darüber hinaus kongeniale Cover-Interpreten. Nun haben sie mit "Sing ... " endlich ein reines Coveralbum herausgebracht mit wunderbaren von Hall durchtränkten Interpretationen von Acts wie The Shangri Las, The Cramps, The Velvet Underground, The Doors oder The Everly Brothers, mit deren Songs sie als Band anfingen und deren Evergreen "All I Have To Do Is Dream" sie nun in einen Shoegaze-Epos verwandeln.

Seit ihrem Anfang als Coverband erfinden sie sich musikalisch in Nuancen immer wieder neu. Vom Garagenrock zu Shoegaze hin zu Psychedelic steckt ihr eigener Sound zudem voller musikalischer Zitate und Querverweise – der Schritt zu Coverversionen ist da nicht weit, und The Raveonettes haben ziemlichen Spaß an diesen.

Im Falle der Madchester-Hymne "I Wanna Be Adored" der Stone Roses ist es ihnen sogar gelungen, einen noch besseren Song als das sowieso schon grandiose Original hinzulegen. Und sie haben noch viel mehr gecovert, wie zum Beispiel John Lennon, Sonny & Cher, Stereolab oder Buddy Holly.

Auf ihrem nun erschienenen 19. Album sticht vor allem ihre Version von dem Cramps-Underground-Hit "Goo Goo Muck" heraus. Der war eigentlich schon bei den Cramps eine Coverversion, nämlich von Ronnie Cook And The Gaylads aus dem Jahr 1962, in jüngster Zeit wiederentdeckt durch die coole Tanzszene in der Netfilx-Serie "Wednesday".

In der Raveonettes-Version flirrt und fiept der Song besonders betörend und verstörend. Ein Widerhall wie die Worte in "Zurück in die Zukunft" auf McFlys Auftritt: "Chuck! Chuck, it's Marvin. Your cousin, Marvin Berry. You know that new sound you're looking for? Well, listen to this!" Ein Chuck-Berry-Cover fehlt leider auf "Sing ... ", dafür gibt es seine Variante mit zwei älteren Bonustracks, "The Kids Are Alright" von The Who und passenderweise von den Doors "The End". Es bleibt zu hoffen, dass das noch lange nicht das Ende der Raveonettes ist und das Album Nr. 10 uns auch mit neuer eigener Musik beglückt.

Trackliste

  1. 1. I Love How You Love Me
  2. 2. Goo Goo Muck
  3. 3. The Girl On Death Row
  4. 4. All I Have To Do Is Dream
  5. 5. Will You Love Me Tomorrow
  6. 6. Venus In Furs
  7. 7. Wishing
  8. 8. Return Of The Grievous Angel
  9. 9. Shakin' All Over
  10. 10. Leader Of The Pack
  11. 11. The Kids Are Alright
  12. 12. The End

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