laut.de-Kritik

Agit-Prog in Reinkultur.

Review von

Die produktive Prog-Formation The Tangent meldet sich im zwanzigsten Jahr ihres Bestehens mit dem zwölften Album zurück. Die thematische Ausrichtung und musikalische Ausleuchtung bleibt auch auf "Songs From The Hard Shoulder" streitbar. Auf die leichte Schulter nimmt das Quintett dem Albumtitel folgend die Produktion hingegen nicht. Ob nun die Suite "Le Sacre Du Travail" oder der harsche Gestus auf "Auto Reconnaissance": Dem verspielt-verschrobenen Canterbury-Sound bleiben die britischen Prog-Schrate von The Tangent wohl auf ewig treu.

Den musikalische Anspruch paart Bandkopf Andy Tillison seit einigen Alben mit politischen und kritischen Statements. So ist auch "Songs From The Hard Shoulder" nichts für seichte Gemüter, sondern Agit-Prog in Reinkultur.

Mit "The Changes" eröffnet ein funkig unterlegtes Road-Movie die Platte. Markant und humoristisch platziert die Band ein Beatles-Zitat mit der bekannten Lyric-Line aus Eleanor Rigby "Ah, look at all the lonely people!". Tillison beschreibt Alltagsszenen auf Tour und was "Five guys in a van" alles so erleben.

Die Ausführungen lassen eher auf gepflegte Langeweile zwischen den Gigs schließen, als auf Rock'n'Roll-Romantik. Musikalisch fährt das fünf-köpfige Kollektiv eine große stilistische Bandbreite auf: Piano-Ballade, Krautrockiger Minimalismus oder Stadion-kompatible Hook gefällig? Hier lacht das Prog-Herz.

"The GPS-Vultures" versprüht Latin-Feeling eingewoben in vertrackte Metren und jazzige Verzierungen. Entgegen des Storytelling-Ansatzes des Openers ist dieser Track komplett instrumental gehalten und zeichnet sich vor allem durch seine scharfe Kontrastierung zwischen halsbrecherisch, hart, zahm und zart aus. "Wasted Soul" ist ein schummrig-schwülstiger Rausschmeißer, der im Pop-Format daherkommt und nach drei ausufernden Longtracks das Album mit einer gewissen Naivität beschließt.

Tillisons setzt auf seine bewährte Truppe: Gitarrist und Guthrie Govan-Padawan Luke Machine, Steve Hackett-Tieftonpuls Jonas Reingold und Vielseitigkeits-Flötist Theo Travis (u.a. Steven Wilson) können Spontaneität wie Struktur gleichermaßen und tragen neben Tillisons extravaganten Gesangs- wie Tasten-Künsten zum Gelingen des Albums bei. Auch nach zwanzig Jahren pflügen The Tangent im Macher-Modus durch die Musikgeschichte.

Trackliste

  1. 1. The Changes
  2. 2. The GPS Vultures
  3. 3. The Lady Tied To The Lamp Post
  4. 4. Wasted Soul
  5. 5. In The Dead Of Night

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