laut.de-Kritik
Der Versuch, den eigenen Ruf zu retten.
Review von Martin TenschertDie rotzpopopunkdiscoiden Ting Tings melden sich mit "Super Critical" erneut auf Albumlänge zurück. Die neun Stücke muss das britische Duo mit Markenzeichen Trash-Sound erst einmal gegen Evergreens wie "That's Not My Name" verteidigen. Eigentlich gilt es nach dem gefloppten indifferenten zweiten Album "Sounds From Nowheresville" ohnehin, den Ruf der Band wiederherzustellen und zu festigen.
Dafür geben sich Katie White und Jules De Martino nun jedenfalls noch mehr den 80er Jahren und ihren musikalischen Referenzen hin. Ein Eindruck, der einen jedenfalls beim Hören des Titelsongs beschleicht, der satt und bouncend ein wahres Disco-Inferno entfacht.
Auch "Do It Again" haut ordentlich in die 80er-Kerbe und erinnert an Frau Ciccone in jungen Jahren, oder war es doch eher Blondie? Das mit den Zitaten ist ja immer so eine Sache. Schön und gut, wenn sich darüber hinaus auch noch etwas entwickelt. Bei den Ting Tings bleibt es diesmal leider Gottes oft beim reinen Zitat mit Hang zum billigen Abklatsch.
Da kann die Produktion noch so knackig und Katies Gesang so schief sympathisch ausfallen. Irgendwie reicht das nicht immer, um auf Albumlänge zu bestehen. "Wrong Club" will verzweifelt lucky getten, läuft aber leider nur auf guten Durchschnitt mit flotter Bassline und Wohoo-Chören hinaus.
Schön, wenn Songs von vielen Ideen, breitem Input und musikalischem Geschmack profitieren. Aber auf "Super Critical" beschleicht einen das ungute Gefühl, dass seine Urheber einfach zu viel wollten. Entsprechend überladen fallen die Songs aus.
Bei nur neun Stücken sollte man außerdem neun Hammerbuden draufpacken, Lückenfüller wie das mediokre "Wabi Sabi" mit seinem Billo-Beat kommen da irgendwie nicht so gut.
Gingen die Ting Tings superkritisch mit sich selbst ins Gericht, müssten sie es sich eingestehen: Um den angeschlagenen Leumund der Band wieder aufzupolieren, wäre weitaus mehr nötig.
2 Kommentare
Naja, so hart würde ich nicht mit dem Album ins Gericht gehen. Es ist sicherlich nicht die Veröffentlichung des Jahres, aber ich finde die Hitdichte größer als auf „We Started Nothing“ und mit „Wrong Club“ und vor allem „Failure“ sind zwei echte Perlen auf dem Album.
2 Perlen wären auf einer EP irgendwie effektiver... bzw. auch ich finde das Album ziemlich schwach - vor allem im Auftakt. Erst ab Lied 3 kommt bei mir der Groove durch.