8. April 2009
"Room Service, motherfuckers!"
Interview geführt von Michael SchuhIhr Debütalbum geht gerade durch die Decke. Und was machen die Virgins? Stehen auf einem Parkplatz in den Alpen.Das Label händigt uns zwei Handy-Nummern aus, eine von Virgins-Sänger Donald Cumming, eine vom Tourmanager. Die US-Band ist in Europa unterwegs und stellt gerade ihr gleichnamiges Debütalbum vor. Nachdem eine Telefonnummer scheinbar fehlerhaft ist, meldet sich an der zweiten der Tourmanager mit französischem Akzent. "For di Interview?" Ja, genau. Donald steht scheinbar direkt neben ihm.
Donald Cumming: Hi, wie gehts?
Sehr gut, in Deutschland scheint die Sonne.
Yeah, in Italien auch.
Wo seid ihr gerade?
Auf dem Weg nach Mailand. Gerade sind wir irgendwo in den Alpen.
Ihr kommt gerade aus Frankreich, wo fast alle Clubs ausverkauft waren, obwohl euer Debütalbum erst noch erscheint. Wie fühlt sich das an?
Totaler Wahnsinn. Es macht irre viel Spaß. Die Clubs waren echt gut voll, die Reaktionen super und auch unser Sound. Wir können es kaum fassen.
Wo würdest du Unterschiede zum Publikum in den USA verorten?
Also zunächst mal kommen wir hier an lauter Orte, an denen wir noch nie zuvor waren. Daher macht hier sogar die Rumfahrerei richtig Spaß. Wenn auch nicht ganz so viel wie die Konzerte. Dagegen bist du in Amerika froh, wenn du endlich raus bist aus dem Bus.
Bist du zum ersten Mal in Europa?
Nein, aber zum ersten Mal in Italien, der Schweiz und ein paar anderen Ländern der Tour.
In Deutschland ist eure Platte auch nicht erschienen, trotzdem spielen eure Songs bereits Mainstream-Radiosender und sie tauchen im ein oder anderen TV-Trailer auf. Was ist euer Geheimnis?
Echt? Cool! Unser Geheimnis? Haha. Wir haben einfach verdammtes Glück, dass wir die Möglichkeit bekommen haben, unsere Musik vor Publikum zu spielen. Wir sehen neue Orte, treffen neue Leute, ein aufregendes Leben.
Kannst du dir erklären, warum eure Songs bei sehr vielen Menschen auf Anhieb zünden?
(lacht) No man, keine Ahnung! Ich kann nur nochmal sagen, dass die ganze Aufmerksamkeit, die wir bekommen, ziemlich cool ist.
Findest du, dass eure Songs dem Mainstream zuzuordnen sind?
Hmm, jedenfalls wurden sie geschrieben, um mehr als nur einer Person etwas zu bedeuten.
Mehr Pop oder Indie Rock?
Weder noch. Unsere Musik reflektiert uns einfach als Personen, als Individuen. Ich tue mich schwer, uns in irgendein Genre einzuordnen. Wenn alles gut läuft, müssen wir das auch nicht.
Room service, motherfuckers!
Warum beginnt die Platte mit dem Sample "Room Service, motherfuckers"?(lacht) Einer meiner Lieblingsfilme ist "King Of New York" von Abel Ferrara. Dort gibt es zu Beginn eine Szene mit ein paar Dealern, in der jemand eine Hoteltüre eintritt und "Room Service, motherfuckers" brüllt. Das fand ich einen tollen Start für eine Platte.
Ihr werdet mit haufenweise Bands verglichen. Welcher Vergleich nervt euch am meisten?
Gar keiner. Ich finde es einen nützlichen Weg, um Menschen aufzuzeigen, wie wir klingen oder wer wir sind. So läuft das doch, oder? Wir sind eigentlich ganz froh darüber, wenn wir Presse bekommen und auf Fragen antworten dürfen. Wenn die Leute sich ein Bild machen wollen, besuchen sie unsere Konzerte.
Manchmal erinnert mich deine trockene Stimme an Julian von den Strokes.
Ja.
Einverstanden?
Weißt du, ich bin ein sehr großer Strokes-Fan. Sie gehören zu meinen Lieblingsbands. Ich habe sie mehrmals live gesehen, daher könnte man da schon von einem Einfluss sprechen.
Gibt es eine Band oder einen Künstler, der alle vier von euch inspirierte?
Wir alle stehen auf Nile Rodgers, ein beeindruckender Musiker und Produzent, der ein paar der besten Dance-Songs überhaupt geschrieben hat.
Was euch von vielen Indie-Bands unterscheidet, ist der elektronische 80er-Bezug, der besonders in "Murder" hervor tritt.
Absolut. Ich bin 1981 geboren, in den 80ern aufgewachsen und fühle mich zu den Sounds dieser Zeit hingezogen. Das macht Spaß.
Squeeze, Velvet Underground und INXS
Würdest du sagen, dass es schwieriger ist, als Band Aufmerksamkeit zu erlangen, wenn man aus New York kommt?Ich weiß nicht, ob es schwerer ist. Es herrscht definitiv eine große Konkurrenz. Aber natürlich habe ich keine Vergleichsmöglichkeit.
Wenn ihr euch für drei Coverversionen entscheiden müsstet, welche würdet ihr auswählen?
Haha, das haben wir bereits getan. Im Augenblich spielen wir ein Velvet Underground-Cover, ein Squeeze-Cover und einen Song von INXS.
Squeeze?
Yeah, "Up The Junction". Einer meiner absoluten Lieblingstracks.
Das Toursupport-Angebot welcher Band würdet ihr auf keinen Fall annehmen?
Puh, keine Ahnung. Wir haben schon für viele wundervolle Bands im Vorprogramm spielen dürfen. Ich bin nicht sicher, ob wir wirklich ein Angebot ablehnen würden. Wir müssen auf jeden Fall mit der Musik der jeweiligen Bands etwas anfangen können. Sonst würden wir nicht zusagen.
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