laut.de-Kritik

Zwischen Folk, Rock und Pop findet sie ihre musikalische Mitte.

Review von

Seit 1998 veröffentlicht die britische Singer/Songwriterin regelmäßig verlässlich gute Platten, mit denen sie sich in ihrer Heimat mit lässigem zeitgenössischem Folk einen respektablen Ruf erspielt hat. Hierzulande machte sie erstmals mit ihrem achten Album "Liejacker" (2008) in größerem Ausmaß auf sich aufmerksam.

Musikalisch ist Gilmore nach wie vor im Folk verwurzelt, reißt aber die Genregrenzen auf "Murphy's Heart" ordentlich auf, spielt gekonnt mit Anleihen aus Rock und Jazz und flirtet dabei aufreizend mit dem Pop. Thematisch widmet sie sich den zwischenmenschlichen Begehrensformen und rückt mit ehrlichem Blick die Liebe und den Sex ins Zentrum ihres lyrischen Schaffens.

Ihr jederzeit beeindruckender und facettenreicher Gesang fügt sich mühelos in die stilistische Vielseitigkeit. Atmosphärisch reiht sie sich mit ihrem Sound lose irgendwo zwischen Musikerinnen wie Wallis Bird, Tina Dico, Ani DiFranco oder Melissa Etheridge ein, wobei sich in den ruhigeren Momenten auch der Einfluss einer Joan Baez bemerkbar macht.

Zur flotten Rhythmisierung aus Schlagzeug und Bass führt die Akustikgitarre den gutlaunigen Opener "This Town", der sich schließlich zum bläsergeschwängerten Refrain aufschwingt und Lust auf mehr macht. Thea Gilmore überzeugt auch im weiteren Verlauf mit dynamischen und ohrgängigen Melodien, wobei sie neben Akustischen auf abwechslungsreiche Arrangements aus E-Gitarren, Banjo, rollende Beats oder verspielte Percussion-Einlagen und Streicher setzt.

Daneben überrascht sie mit keck lächelndem Swingfolk ("Jazz Hands") und zeigt sich mit reduzierter Instrumentierung ausdrucksstark von ihrer nachdenklichen Seite ("Automatic Blue", "Coffee And Roses", "Mexico"), ohne sich aber einer abgründigen Schwermut hinzugeben.

Thea Gilmore legt mit "Murphy's Heart" ein kohärentes und melodisches Album vor, dessen Popappeal sich mit einer unverkrampften Neo-Folk-Attitüde paart. Für den Mainstream-Pop sind die Songs bei aller Zugänglichkeit zu unaufwändig inszeniert und produziert, gleichzeitig hat sie die nostalgisch verbrämte Folk-Aneignung hinter sich gelassen. Mit selbstbewusster Heiterkeit und unaufdringlicher Individualität findet Thea Gilmore mit diesem vorwiegend akustischen Werk ihre musikalische Mitte.

Trackliste

  1. 1. This Town
  2. 2. God's Got Nothing On You
  3. 3. Due South
  4. 4. Jazz Hands
  5. 5. Love's The Greatest Instrument Of Rage
  6. 6. Automatic Blue
  7. 7. Coffee And Roses
  8. 8. You're The Radio
  9. 9. Teach Me To Be Bad
  10. 10. Not Alone
  11. 11. How The Love Gets In
  12. 12. Mexico
  13. 13. Wondous Thing

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