laut.de-Kritik
Alternativerock aus den Untiefen der Neunziger.
Review von Benjamin Fuchs"Kalt", sagt das Cover. Eine Rose auf weißem Grund, die Schrift klar, schnörkellos ziert ein minimalistisch designtes Bild. Das Cover sagt zwei Dinge, die auch teilweise auf den Klang zutreffen. Die Musik wirkt ähnlich aseptisch, kalt, auch ein Stück weit kalkuliert. Auf der anderen Seite schnörkellos im Vergleich zum Debüt, es als minimalistisch zu bezeichnen wäre dann aber doch übertrieben.
Die Single "Attack" zeigt sofort, wo es lang geht in Richtung Breitwandrock. Während die Strophe recht ruhig und melancholisch bleibt, bricht der Refrain mit fetten Gitarrenwänden die vermeintliche Ruhe. Lautstarker, hymnischer Gesang sorgt für den nötigen Wiedererkennungswert. Musik für Jugendliche, die sich unverstanden fühlen.
Es wundert nicht, dass Josh Abraham die Produktion besorgt hat, er hat auch seine fünf Pfennig doch auch bei Linkin Park und Velvet Revolver eingebracht, die ebenso für das stehen, was es bei dem vorliegenden Album zu hören gibt: Pathetischer Rock, sauber vorgetragen, selbst Ecken und Kanten werden scheinbar gezielt gesetzt.
Um die halbe Welt musste die Band reisen, um das Album aufzunehmen. Es ist nicht leicht, wenn der Sänger ein vielbeschäftigter Schauspieler ist. Da bleibt nur Zeit für kurze Sessions zwischendurch. Nicht ungewöhnlich, dass es drei Jahre benötigte, ein neues Album auf den Tisch zu legen. Kein Anzeichen von Faulheit - andere Bands, die das hauptberuflich machen, brauchen schließlich oft noch länger.
"Was It A Dream" beginnt mit einem klischeeträchtigen Gewitter, das uns sagt: Jetzt wird's düster. Eine Mystery-Gitarre unterstützt die gewollte Gothpopatmosphäre.
Songstrukturen wiederholen sich auf dem Album immer wieder. Drauf auf den Verzerrer, Ruhe zwischen dem Sturm und wieder draufgereten. Geradezu erfrischend wirkt das Björk-Cover "Hunter", dem die bedrückende Sterilität ganz gut steht, bei dem sich Leto die Seele aus dem Leib schreit. Authentisch wirkt der Ausdruck in seiner Stimme deshalb noch lange nicht. Auch jeder Björk-Verächter würde das Original vorziehen. Der Song landete übrigens auf "A Beautiful Lie", weil die ursprüngliche Version des Albums schon lange vor der Veröffentlichung durchs Netz schwirrte.
Alternative-Rock, den man zeitlich ans Ende der 90er einordnen würde gibt's schon reichlich, auch besser. Zu durchgestyled, um zu bewegen. Braucht das irgendwer?
23 Kommentare
Hi Leute,
ich weiß wirklich nicht, welches Album ihr da gehört habt. Ihr seid auch die einzigen, die solch eine negative Kritik abgeben. Stehe selbst auf Tool, Porcupine Tree, Muse und Archive, habe also ggü. kalkulierten Retortenprodukten eine gewisse Sensibilität. Hört Euch das teil doch nochmal an. Ich gebe (zumindest für die ersten 10 Titel) die Höchstnote.
André
Review geht schon in Ordnung.
An beiden 30 Seconds To Mars Alben gibt's absolut nichts zu moppern. Super-solide alternative Kost, die auch in 10 Jahren noch Spass machen wird. Ein gutes Maß Eigenständikeit ist auch dabei, also kann überzogene Kritik nur aus Prinzip stattfinden IMHO.
So viel Variabilität, so viel Wiedererkennungswert, ein Sound zum reinlegen, eine riesige Stimme und einfach großartige Songs. Welche CD hat die Redaktion da gehört!?
liebe Grüße von jemandem, der sonst vor allem Folk und Akustik hört - 30STM haben mit mich mit "A Beautiful Lie" und "This is War" wirklich vom Hocker gehauen!
Olive
Es ist traurig, dass manche Menschen ernsthaft meinen sie hätten Ahnung von Musik und dann kommt so eine Review raus.
war grad beim friseur, da kommt wirklich a beautiful lie im radio - ich zu ihm "mach den dreck weg oder es gibt kein trinkgeld"
true story