laut.de-Kritik
Musik für die Starbucks-Filiale in der Hölle.
Review von Stefan MertlikMitte des Jahres holte sich Mike Patton bereits Inspiration in einem Horrorfilm. "1922" war ein gelungener Soundtrack, aber kein gelungenes Soloalbum. Als solches nahmen es Fans und Kritiker aber auch nicht wahr. In Thom Yorkes Fall sieht die Sache anders aus. Über dem "Suspiria"-Schriftzug thront der Name des Radiohead-Frontmanns wie ein Versprechen.
So viel sei vorweggenommen: Yorke löst es nicht ein, da er seinem Auftraggeber gerecht werden muss. "Suspiria" dient als Soundtrack zum gleichnamigen Film von "Call Me By Your Name"-Regisseur Luca Guadagnino. Dieser basiert auf einem Horrorfilmklassiker aus dem Jahre 1977.
Damals engagierte Regisseur Dario Argento die Progressive-Rock-Band Goblin. Deren Kompositionen, bestehend aus anmutigem Krawall, ahmt Yorke nicht nach, sondern sucht die Lösung in klassischen Horror-Soundtrack-Klischees.
"The Hooks" startet mit einsamem Pianogeklimper, das im Laufe der drei Minuten filmische Soundeffekte ergänzen. Wer noch nicht begriffen hat, worum es auf diesem Doppelalbum geht, erkennt es spätestens am Türenknarren.
"Sabbath Incantation" setzt auf gregorianischen Gesang, "The Jumps" auf einen Hauch von Synthwave und "A Light Green" auf Signale aus dem Weltall. Das alles ist so spannend wie die Verlegung des Filmschauplatzes von Freiburg in das trendigere Berlin.
Angeblich ließ Luca Guadagnino die Musik während der Dreharbeiten laufen. Die erwünschte Atmosphäre scheint Yorke also getroffen zu haben. Für den Heimgebrauch ist ein zum Lied gewordenes Störgeräusch wie das passend betitelte "Voiceless Terror" dagegen kaum geeignet.
Wenn die Starbucks-Filiale in der Hölle noch Musik sucht, der "Suspiria"-Soundtrack eignete sich perfekt. Die Musik brodelt, baut sich langsam auf, flacht dann wieder ab, und das im Laufe der 80 Minuten in ständiger Wiederholung. Zwischen 30 Sekunden und 14 Minuten lassen sich die Stücke dafür Zeit. Sie zerren an den Nerven, weil all das furchtbar anstrengend, Thom Yorke aber auch ein Genie ist.
Konsequent bleibt der Brite zum Glück nicht bei der Sache. In fünf der 24 Stücke erklingt seine nölig-schöne Stimme, die den Hörer aus der sonst so aufreibenden Horrorszenerie reißt. Aus diesen Liedern werden sich Fans eine EP basteln, die auf Dauerrotation läuft. Der Rest gehört zum Bewegtbild in den Kinosaal.
1 Kommentar mit einer Antwort
Ich trau mich, ich schreibt jetzt was. Laut.de suckt solang sie Trolle tolerieren. Aber der Song ist cool
Stimmt. Bevor PlutoX hier gepostet hat, wars eigentlich ganz gesittet hier.