laut.de-Kritik

Meisterwerk an Atmosphäre mit wahren Gänsehaut-Klassikern.

Review von

Mit "Wildhoney" haben sich Tiamat ihre eigene Crux geschaffen. Genau wie unzählige andere Bands haben sie ein Album vorgelegt, an dem sie sich fortan messen lassen müssen, und das eigentlich nicht mehr übertroffen werden kann. So ist "Prey" zwar auch ein Meisterwerk an Atmosphäre geworden, wird aber dennoch Schwierigkeiten haben, aus dem übermächtigen Schatten von "Wildhoney" herauszutreten.

Im Gegensatz zum Vorgänger "Judas Christ" gibt es auf "Prey" weder poppige Klänge oder auch nur vereinzelt rockige Töne ("Light In Extension") zu hören. Johan Edlund und seine endlich mal wieder gleich gebliebene Hintermannschaft praktizieren viel eher einen musikalischen Minimalismus, der mit seinen ruhigen Tönen herrlich zum Träumen oder zum langsamen Verzweifeln einlädt.

Schon die Vorab-Single "Cain", die mit leichtem Vogelgezwitscher anfängt und auch perfekt auf "Wildhoney" gepasst hätte, jagt einem Schauer über den Rücken. Daran schließt sich nahtlos "Ten Thousand Tentacles" an, welches eigentlich eher ein Outro zu "Cain" ist. "Wings Of Heaven" macht die Vorliebe für Pink Floyd wieder einmal überdeutlich

"Divided" und das sphärischen Titelstück sind Paradebeispiele dafür, was sich mit minimaler Instrumtalisierung und einer ausdrucksstarken Stimme an Emotionen erzeugen lässt. Johan hat seiner Stimme inzwischen noch mehr Facetten entlocken können, die vor allem bei "Light In Extension" deutlich werden, und hat es inzwischen mehr als verdient, auch außerhalb der Metal-Szene Beachtung zu bekommen. Für "Divided" und "Carry Your Cross And I'll Carry Mine" hat er auch noch weibliche Unterstützung bekommen, die die beiden Stücke zu wahren Gänsehaut-Klassikern macht. "Prey", "The Garden Of Heathen" und "Clovenhoof" müssen eh als musikalische Einheit betrachtet werden und gehen ganz tief unter die Haut.

Für das abschließende, über siebenminütige "The Pentagram" hat sich Johan extra noch die Genehmigung vom Ordo Templi Orientis geholt, um das Aleister Crowley Gedicht vertonen zu dürfen. Egal, ob die Messlatte von "Wildhoney" jetzt übersprungen werden konnte oder nicht, für die kalten und tristen Novembertage ist "Prey" jedenfalls genau die richtige musikalische Untermalung.

Trackliste

  1. 1. Cain
  2. 2. Ten Thousand Tentacles
  3. 3. Wings Of Heaven
  4. 4. Love In Chains
  5. 5. Divided
  6. 6. Carry Your Cross And I'll Carry Mine
  7. 7. Triple Cross
  8. 8. Light In Extension
  9. 9. Prey
  10. 10. The Garden Of Heathen
  11. 11. Clovenhoof
  12. 12. Nihil
  13. 13. The Pentagram

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