laut.de-Kritik
Zauberer und Feuerwerk machen Trance noch nicht stadiontauglich.
Review von Daniel Straub2004 war für den holländischen Top-DJ Tiesto ein erfolgreiches Jahr. Zum dritten Mal in Folge kürten ihn die Leser des britischen DJ Magazine zum besten DJ der Welt. Eine Ehre, die bisher nicht einmal Paul Oakenfold und Carl Cox zuteil wurde. Beide schafften lediglich das Double. Und als sei dies noch nicht genug, gastierte Tiesto am 29. und 30. Oktober im ausverkauften Gelredome zu Arnheim für zwei Gastspiele.
Dort, wo schon internationale Künstler wie U2, Madonna, Justin Timberlake oder Metallica sich von ihren Fans bejubeln ließen, brannte DJ Tiesto an jenen beiden Tagen ein wahres Feuerwerk ab. Und dies ist ausnahmsweise keine leere Formel, sondern vielmehr eine wörtlich zu nehmende Beschreibung von Tiestos Bombast-Show.
DJ Tiesto ist ein Profi im Geschäft. Mehr als ein Dutzend Alter Egos und sicherlich ebenso viele Labels unterhält der geschäftstüchtige Holländer in der Zwischenzeit. Das Größte ist für ihn gerade gut genug.
Und so strotzt seine Live-Show vor allerlei bombastischen Zutaten, die jeder Hard-Rock-Band den Neid ins Gesicht steigen ließen: Tiesto, die zeitgemäße, sprich elektronische, Reinkarnation des Stadion-Rock. Das ist die Message der knapp dreistündigen Selbstbeweihräucherung Tiestos.
Von Beginn an steigen die Leuchtraketen im Sekundentakt nach oben. An allen Ecken knallt, glitzert und kracht es. Und, einem Mantra gleichend, stimmt der Hallensprecher seine endlose Lobeshymne auf den größten DJ der Welt an. Der erscheint schließlich auch in seiner mit technischem Equipment reichlich ausgestatteten DJ-Kanzel, die Captain Kirk genauso gefallen würde wie dem französischen Monumental-Elektroniker Jean Michel Jarre.
Es ist bezeichnend, dass erst vier Absätze ins Land gehen müssen, bis die Musik in den Blickpunkt rückt. Auf der ersten DVD erleben wir DJ Tiesto in the mix. Von seiner Hymne zur Eröffnung der Olympischen Spiele über Tracks von Rank 1 und Fred Baker gelangt er schließlich bei seinem eigenen umfassenden Backkatalog an, mit dem er das letzte Drittel fast ausschließlich bestreitet.
Progressiv pumpen die Beats zumeist. Einzig der Auftritt von Aqualung-Sänger Matt Hales bringt kurzzeitig melancholische Momente ins Spiel.
Der zweite Silberling wartet mit den Showeinlagen auf, die DJ Tiestos Auftritt würzen. Plattendrehen allein ist auf die Dauer eben doch nicht Stadion-kompatibel. Und so dürfen ein Chor, ein Zauberer, noch mehr Feuerwerk, Akrobaten und ein Perkussion-Duo ran. Letzteres zeichnet für das Highlight von "DJ Tiesto In Concert" verantwortlich, indem es ein Drumloop von Richie Hawtin mit eigenen Patterns ausschmückt.
Unter dem Strich bleibt nach rund drei Stunden Tiesto die Erkenntnis: DJs gehören in den Club und nicht in gigantische Hallen; auch wenn sie bei jeder Gelegenheit darauf hinweisen, dem Olymp der Plattendreher vorzustehen und dazu eine Feuerwerksrakete abschießen.
Außerdem machen auch 20.000 jubelnde Fans die Musik von Tiesto kein Stück besser. Wer in Arnheim dabei war, mag "DJ Tiesto In Concert" gerne in den DVD-Player schieben. Wer auf elektronische Musik von Format steht, nehme Abstand.
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