laut.de-Kritik

Fällt der rituelle Stuhlgang aus, bringt es Unglück.

Review von

Mittlerweile kommt man wohl nicht mehr umhin, Tokio Hotel als Phänomen zu bezeichnen. Eine Band, die hauptsächlich dank ihres Images und ihrer Teenie-Befindlichkeitstexte Europa im Sturm nimmt und Jugendliche von Frankreich bis Israel dazu bewegt, Deutsch zu lernen, ist nicht weniger als das. Wer das alles bislang nicht nachvollziehen konnte, dem sei "Zimmer 483 - Live In Europe" ans Herz gelegt.

Obschon im Titel die internationale Ausrichtung offensichtlich wird, ist das Konzert auf DVD Eins in Oberhausen aufgezeichnet worden. Hier bekommt der Außenstehende tiefe Einblicke in das, was TH ausmacht. Es ist nicht die Musik. Die ist, obwohl solide, nicht mehr als Nummer-Sicher-Rock. Gustav und Georg liefern ein ordentliches Fundament, über das Tom seine Gitarre bratzen lässt. Bill kann nicht wirklich singen, was nicht weiter stören würde, wenn er es nicht ständig versuchte.

Aber gut, Tokio Hotel sind ja keine musikalisch relevante Band, sondern ein Phänomen. Und über das kann man durchaus staunen. Da ist zum einen die höllisch große Bühne. Mitsamt ihren imposanten Aufbauten. Kein Zweifel, die Show macht was her. Licht und Ton sind perfekt abgestimmt, und auch Bill macht seinen Dienst als Entertainer gut, wenn es auch mitunter etwas einstudiert wirkt.

Ständig animiert er das Publikum, interagiert zwischen jedem Song mit den Konzertbesucherinnen; Jungs sieht man keine. Mit Sprüchen wie: "Oh mein Gott ihr seid so viele!" bringt Bill die Mädels zum Rasen, die im Gegenzug immer wieder "Ausziehn, Ausziehn!" fordern. Was mit Sicherheit zu einer gefährlichen Übersteigerung der ohnehin unaufhaltsamen Massenhysterie geführt hätte, also bleibt das Leiberl an.

Und so holt er zwischendurch eine Anhängerin auf die Bühne, die erstaunlich gefasst wirkt, schmeichelt den Oberhausenerinnen durch dezente Textabänderungen. Und als er von einem Spielchen spricht, das sich in so einer großen Halle ja gut spielen ließe, hoffe ich kurz, er organisiere jetzt einen Wall of Death. Aber nein, das ist ja quasi eine Under Age Show, hier geht's gesittet zu. Deshalb fordert er dann doch nur zum Kreischwettbewerb heraus.

Es ist wirklich schön zu sehen, wie das Quartett auf der Bühne seinen Spaß an diesem Auftritt hat. Die Zuschauer sind ebenso begeistert, mehr kann man nun wirklich nicht verlangen. Zur Zugabe rücken TH sogar auf einem vorgelagerten Teil der Bühne im Publikum zusammen, um einige akustische Songversionen darzubieten. Das ganze Spektakel wird mit zahlreichen Kameras ordentlich, wenn auch nicht herausragend gut, eingefangen.

Die zweite DVD nimmt den Zuschauer dann mit auf Tour quer durch Europa. Von den Proben in Riesa über den Tourauftakt in Prag bis zum Finale in Köln. Hier zeigt sich, wie ernst die vier Magdeburger ihren Job nehmen. Sie ärgern sich tierisch über verhunzte Proben, Gustav verausgabt sich bis zum Wadenkrampf, und für Bill gibt es nichts Wichtigeres, als dass Georg vor der Show noch mal kacken geht. Fällt der rituelle Stuhlgang aus, bringt es Unglück.

Ansonsten gibt es das ein oder andere Kuriosum zu sehen: Tom führt beispielsweise einen ganzen Koffer nur mit Caps mit sich, und in ganz Europa präsentiert sich der Band das gleiche Bild: Teeniemädchen am Rande des Nervenzusammenbruchs, wohin sie auch schauen. Im Großen und Ganzen kommt das Quartett äußerst sympathisch rüber. Sie verabschieden sich artig und mit Namen von ihrer Technikcrew, zollen den polnischen Fans Respekt, die vor dem Hotel in der Kälte warten, und Bill erklärt, dass er früher genau so war wie sie, mit Nena. Die war mit ihren "99 Luftballons" schließlich auch mal ein Phänomen.

Trackliste

Zimmer 483 - Live Concert

  1. 1. Übers Ende Der Welt
  2. 2. Reden
  3. 3. Ich Brech Aus
  4. 4. Spring Nicht
  5. 5. Der Letzte Tag
  6. 6. Wo Sind Eure Hände
  7. 7. Durch den Monsun
  8. 8. Wir Sterben Niemals Aus
  9. 9. Stich Ins Glück
  10. 10. Ich Bin Nicht Ich
  11. 11. Schrei
  12. 12. Vergessene Kinder
  13. 13. Leb Die Sekunde
  14. 14. Heilig
  15. 15. Totgeliebt
  16. 16. In Die Nacht
  17. 17. Rette Mich
  18. 18. An Deiner Seite (Ich Bin Da)

483 European Tour - The Documentary

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LAUT.DE-PORTRÄT Tokio Hotel

In Tokio gibt es viele Hotels. Sonderbare sogar. Hotels, in die so viele Menschen wie möglich hinein gequetscht werden, dass sie in kleinen Röhren schlafen …

55 Kommentare

  • Vor 16 Jahren

    @Adonis Adipositas («
    Hagalaz667
    Ich gehe dir auf den Sack mit meinem Gelaber?
    Hast du dir irgend ein Recht erworben mich zu Maßregeln?
    Vergiss doch nicht wozu solche Foren da sind.
    Nun ja, ich will dich aber Geistig nicht überfordern.

    LEISE? Ich? TH FAN? Wohl kaum.
    Ich schreie und spucke dir ins Antlitz.
    Spiesser!!!

    Du bist wahrscheinlich das geworden, was du als Jugendlicher über Alles gehasst hast.
    Ich gönne es dir.
    Deine Kinder hassen dich? Sie tun gut daran.

    Du bist scheinbar Niemand den es zu Kennen lohnt.

    Tschüß »):

    :D wie putzig.

  • Vor 16 Jahren

    @Adonis Adipositas (« Schade eigentlich!

    Es gibt ausser Tokio Hotel und Laith Al Deen nichts in dieser Site was auch nur annähernd mein Interesse erwecken könnte. »):

    Schon dumm, wenn man die anderen Sachen gar nicht kennt, aber genau weiß, dass sie scheiße sind. :rolleyes:

    @Adonis Adipositas («
    Musikalischer Einheitsschrott.
    Dudel dudel dudel.
    Ihr seid ja so erhaben und schlau?
    So Viel Wissen von Musik, die Keinen interessiert? »):

    Gut, dass TH aus diesem Einheitsbrei natürlich voll heraussticht.
    @Adonis Adipositas («
    Buh, diese Site ist sowas von Armseelig.

    Diese dummschwafeligen Flachhirne in diesem Thread wollen mir etwas von Musik und meiner Unkenntniss erzählen?

    Hier ist alles so leicht gestrickt, daß es schon weh tut.
    Ohne Kenntniss der Materie werden Beurteilungen abgegeben.
    Ihr habt von guter Musik keinerlei Ahnung, aber davon ganz viel. »):

    Dann wär's Zeit für dich, zu gehen.
    @Hagalaz667 (« Das ganze ist eigentlich völlig unnötig, da dieser Thread eigentlich ziemlich frei ist von TH-Gebashe - von daher gibt's auch nichts zu verteidigen. Sooo spannend sind die Jungs (für mich zumindest) auch nicht - wer Geld für sowas ausgibt, soll es von mir aus, aber da gilt das gleiche wie für andere Religionen auch: Jeder soll mit seinem Kram glücklich werden, so lange er anderen damit nicht auf den Sack geht.

    Und vor allem ganz leise ist.

    Und ganz weit weg. »):

    Wie immer hast du Recht. ;)