laut.de-Kritik
Die Rettung des R'n'R? Nein, ein Album für Körper und Seele.
Review von David HutzelDer Mann mit der Brille entdeckt das Gitarrensolo. Vom Sample-basierten Klang seiner ersten Scheibe "Causers Of This" lässt Toro Y Moi inzwischen nicht mehr viel übrig. Stattdessen setzt Chaz Bundick, der Mann hinter dem klangvollen Pseudonym, auf klassische Instrumentierung. War die letzte Platte von Bundicks Nebenprojekt Les Sins klar auf die Tanzfläche geeicht, löst sich die vierte Toro Y Moi-LP noch mehr als ihr Vorgänger ganz vom Dance- und R'n'B-Sound.
Hauptsache organisch und live umsetzbar – so dürfte Bundicks Credo inzwischen lauten. Alle Instrumente wurden vom Mastermind selbst in dessen Heimstudio eingespielt. Dabei drängt eines ganz klar in den Vordergrund: "What For?" gibt sich ganz den verschwommenen, undefinierten Gitarrensounds hin. Sechs Stahlsaiten führen also vordergründig durch die zehn Stücke, während Bundick sachte und mit weniger Falsett als gewohnt die Songs in verträumtes Psych-Rock-Gewand à la Tame Impala hüllt.
"Rock and Roll is here to stay", tönt es in "Ratcliff" schließlich aus Bundicks Mund. Der Mann aus Berkeley, Kalifornien zelebriert seinen Status als Multitalent. Schließlich betrachtet er die Musik immer noch als Hobby. Behauptet er zumindest beharrlich, denn seine Tätigkeit als Grafikdesigner nehme einfach mehr Raum im Alltag ein. Schreibt sich Bundick also auf die Fahnen, Rock'n'Roll so ganz nebenbei retten zu wollen?
Nicht direkt. Denn "What For?" sei eher als Album für Körper und Seele – also gar nicht im klassischen Rock-Kontext – zu verstehen. Und in der Tat lässt die Platte einige Möglichkeiten zur Interpretation offen. Das liegt schon an der Art, wie die Songs produziert wurden. Mal stehen Gitarre und Synthies im Vordergrund, etwa bei der Single "Empty Nesters". Dann klingt der Sound eher surfig ("Run Baby Run") oder schließlich funky ("Spell It Out").
Bundicks Gesang spielt immer mit der Unverständlichkeit, fast wie Michael Stipe früher. Jedenfalls exakt so, dass immer eine wohlige, weit entfernte Ungewissheit zurückbleibt. Der 28-Jährige gibt auf angenehme Art Kontrolle ab. Er stilisiert sich mehr als spontaner, von der Laune geleiteter Frontmann, denn als uneingeschränkter Steuermann seiner Beats.
Mit dem Subgenre, für das Toro Y Moi vor wenigen Jahren noch als Vorreiter galt, hat das freilich nur noch wenig zu tun: Chillwave ist hier höchstens noch Bundicks Attitüde. "What For?" selbst möchte viel lieber als Hommage an organische Gitarrenmusik verstanden werden. Eine Hommage, die zwar nicht ein neuerliches Rock'n'Roll-Revival einzuleiten vermag, die aber dem, woran sie sich bedient, durchaus würdig ist.
2 Kommentare
y ist total behnidert.
Bin da mal sehr gespannt drauf, krieg' mein Exemplar die Tage. Rezension klingt ja eher verhalten ... aber dann ist die Fallhöhe ja auch nicht so groß.