laut.de-Kritik
Irgendwie sehr Eighties, irgendwie zeitlos.
Review von Mathias MöllerTorpedo. Ein ungewöhnlicher Name für eine Band, zumal eine schwedische, die sich zur Aufgabe gemacht hat, die Tiefen der Popmusik auszuloten. Denn ganz anders als die todbringende Unterwasserrakete geht das Quintett nicht ohne Rücksicht auf Verluste nach vorne. Vorsichtige, anspruchsvolle, spannende Arrangements sind eher Torpedos Sache.
Und so steigert sich der fast fünf Minuten lange Opener nach und nach in seine Dringlichkeit hinein. Allerlei Synthesizer-Gedöns trifft auf ein E-Piano, einen redundanten, ja fast sterilen Bass und ein beiläufig eingestreutes Saxophon. Irgendwie sehr Eighties, irgendwie zeitlos. Bevor man es gemerkt hat, ist man verliebt.
"Hang Me High" legt eine amerikanische Indierockgitarre über vertrackte Drums und mehr Synthie-Geschwurbel, während Sänger und Gitarrist Andreas Hogby mit Unterstützung von Pontus Levahn und Erik Welén (Gitarre und Bass, beide Mitmusiker von Tiger Lou) verzweifelt versucht, den Moment einzufangen.
Das etwas flottere "From Russia With Love" (hat nix mit James Bond zu tun, soweit ich weiß) deutet einen kühlen White Funk an und ist bis dato das straighteste Stück, weist aber in der Bridge eine zauberhafte Gitarrenlinie auf. Es folgt: Der Höhepunkt. Das fast zehn Minuten lange "Assembly Line" hypnotisiert den Hörer mit seinem unglaublich repetitiven Klangmuster - das ein wenig an Television erinnert - und flüstert ihm ein: "Liebe Torpedo!"
Nachdem sich die Nummer in Chorgesang und Rotzkannengetröte aufgelöst hat, geht es gesäubert weiter, und Frontmann Andreas verkündet mit einem tränenden und einem zwinkernden Auge: "I don't dig the heartache, but the heartache digs me!"
Im folgenden offenbaren sich hier und da ganz dezent Anleihen, immer wieder läuft mir die kristallklare Gitarre Interpols über den Weg, auch der Gesang erinnert ganz leicht an die New Yorker oder die Editors. Das knackige "Rabbit In The Headlights" verharrt noch lange nach dem letzten Ton derart penetrant im Ohr, dass es schwer fällt, sich auf den Rest zu konzentrieren.
So geht "Restraining Order" fast als etwas farblos unter, während "Loose The Hounds" mit seiner großartigen Hookline wieder für den fast schon erwartbaren Nachhall sorgt. Und auch hier offenbart sich im Störfeuer der Synthies die Liebe zum Detail von Torpedo. Großen Pathos fahren die fünf mit "Time Machine" auf.
Das sphärisch-reminiszive "Republic Of Torpedo" rundet "In The Assembly Line" ab, ein Debütalbum, das es in sich hat. Dieser Band möchte man eine große Zukunft prophezeien.
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