laut.de-Kritik
Mit Krautrock und Synthies auf der Suche nach dem roten Faden.
Review von Andreas DittmannImmerhin der Anfang ist gut geworden: Fusseliger Gitarren-Groove löst sphärische Synthies ab. Danach aber gehts bergab. Denn für die nächsten fünf Minuten gibt es genau dieses Gitarren-Riff mit ein paar Synthie-Sounds obendrauf.
Nein, halt! Wir wollen fair bleiben: Trans Am haben einen Tonartwechsel und einen Refrain eingebaut. Ansonsten überbietet den Opener "Anthropocene" an Langeweile höchstens "I'll Never", das an das unsägliche "The First Time Ever I Saw Your Face"-Cover von den Flaming Lips erinnert.
Trans Am bringen mit "Volume X" ihr mittlerweile zehntes Album raus und wollen anscheinend unbedingt beweisen, wie vielseitig und experimentierfreudig sie sind. Das geht gewaltig nach hinten los. "Volume X" besitzt keinen roten Faden, kein Ziel, will zu viel und schafft zu wenig.
Das größte Problem: Es passiert nichts. Alles klingt seltsam schwach, leblos und orientierungslos. Die Platte dümpelt irgendwie achselzuckend in Richtung Ende, ohne auch nur annähernd zu berühren oder zu packen.
Das gilt für fast jedes Lied. Der übermäßige Einsatz von Fade-Outs liefert ein passendes Symptom dafür. Fast jeder Song hat so ein Ende, wirkt zum Schluss nur noch schlapp und müde. Teilweise ist das auch arg nervig, wenn zum Beispiel bei "Reevolutions" nur noch Geräusche zu hören sind.
Trans Am packen Ideen und Einflüsse aus ihrer über 20-jährigen Bandgeschichte rein. Mit gutem Willen hört man hier und da die großen Vorbilder Kraftwerk raus. "Backlash" huldigt dann plötzlich Metallica zu "Kill 'Em All"-Zeiten, lässt den Hörer aber ziemlich ratlos zurück. Das passt doch alles nicht zusammen. Krautrock, Synthie-Pop, Postrock, Metal. In "Insufficently Breathless" dürfen dann Synthie-Streicher ran und über eine Akustik-Gitarre schrubben. Das ist nicht nur sehr cheesy, sondern wirkt auch ziemlich planlos.
Wenige Lichtblicke liefern das knackige "K Street", mit seinem verqueren und fiepsigen Gitarren-Solo über Vocoder-Stimme und Elektro-Schnipseln, oder "Megastorm". Das zeigt genug Groove und Punch, um weder zu nerven noch zu langweilen: kräftige Drums, verspielte Synthies und Postrock-Feeling.
Für eine gute Platte ist das aber natürlich viel zu wenig. "Volume X" macht einfach keinen Spaß. Zu eintönig, zu saftlos, zu seltsam klingt das alles. Trans Am machen sich mit ihrem Platten-Jubiläum kein Geschenk, dem Hörer erst recht nicht. Das ist vor allem deshalb schade, weil die drei Musiker den Genre-Spagat schon viel besser hingekriegt haben als hier.
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