laut.de-Kritik

Unbehaglich wie der Film – Augen zu und durch.

Review von

Nach "The Social Network", "Girl With The Dragon Tattoo", "Gone Girl" und "Mid90s" untermalen die Soundtrack-Spezialisten Trent Reznor und Atticus Ross einen weiteren Film mit verstörenden Klängen. Die Musik zu "Bird Box" klingt, wie der Film aussieht: Beklemmend, kühl und dunkel.

"Bird Box" bescherte Netflix 2018 schöne Weihnachten. Der Horrorthriller mit Sandra Bullock in der Hauptrolle erzielte über 45 Millionen vollständige Streams in der Debütwoche, das beste Ergebnis einer Eigenproduktion. Reznor und Ross werden sich freuen, können sie ihrer Liste nun einen weiteren Blockbuster hinzufügen.

Der Reiz des Soundtracks liegt im Kontrast aus minimalistischen Piano-Loops und unbehaglichen Soundflächen. Dieses Prinzip zieht sich durch die kompletten 65 Minuten. Bestes Beispiel hierfür ist "Looking Forwards And Backwards", das mit einer einsamen Klavierschleife beginnt und im Laufe der neun Minuten von zunehmenden Störgeräuschen überrollt wird.

In "What Isn't Anymore" baut sich ein schwerer Synth-Bass zu monotonen Keyboard-Klängen auf, "Close Encounters" täuscht erst durch eine beruhigende Melodie, zerstört die Stimmung dann aber mit harten Drums, und das 13-minütige "Outside" brodelt, bis verzerrtes Rauschen alles einnimmt. Auch nach mehreren Hördurchgängen bleibt Unbehagen der ständige Begleiter.

Anders als Thom Yorkes "Suspiria" oder Mike Pattons "1922" funktioniert "Bird Box" auch losgelöst vom Film. Nicht umsonst enthält der Soundtrack Musik, die es nicht in den Film schaffte. Reznor setzt sogar noch einen drauf und versprach für den Frühling eine physische Albumveröffentlichung mit einer zusätzlichen Stunde an Material.

Damit unterstreichen Reznor und Ross ein weiteres Mal ihre unbändige Schaffenskraft. Schon zu David Finchers "The Girl With The Dragon Tattoo" erschien ein Soundtrack, der länger als der eigentliche Film war. Wer Qualität liefert, darf sich das erlauben. Die Musik zu "Bird Box" besteht nicht nur abseits des Films, sie wird auch zu Recht Fans finden, die daran mehr Spaß haben als an Sandra Bullocks Schauspiel.

Trackliste

  1. 1. Outside
  2. 2. Undercurrents
  3. 3. Looking Forwards And Backwards
  4. 4. What Isn't Anymore
  5. 5. Sleep Deprivation
  6. 6. Careful What You Wish For
  7. 7. A Hidden Moment
  8. 8. And It Keeps On Coming
  9. 9. Close Encounters
  10. 10. Last Thing Left

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