laut.de-Kritik
Missy Elliotts Schützling spielt mit den Genres.
Review von Kai KoppNachdem Tweet 2002 mit der Single "Oops (Oh My)" und dem Album "Southern Hummingbird" international auf sich aufmerksam machte, erscheint nun mit einiger Verspätung "It's Me Again". Ursprünglich sollte ihr zweites Album bereits Anfang 2004 Gehör finden. Nach dem Labelwechsel von Elektra zu Atlantic wurden die Bänder jedoch komplett überarbeitet.
Wie schon bei "Southern Hummingbird", überwacht auch bei "It's Me Again" die Freundin und Mentorin Missy Elliott die gesamte Produktion. Bei 6 der 15 Titel hält sie das Zepter fast komplett in der Hand. Der ersten Singleauskopplung "Turn Da Lights Off" beispielsweise verpasst sie eine unverkennbare Old School-Hip Hop-Attitüde. Dennoch beteuert Tweet: "Ich bin eine Soulsängerin. Beim letzten Album haben wir das zu wenig beachtet. Jetzt holen wir den Soul zurück."
Vor allem die Chorsätze, die sie allesamt selbst einsingt, sind besonders gelungenes Merkmal von Tweets Sound. Zu hören auf "Iceberg", das dank spanischem Intro, schleppendem Beat und origineller Gitarrenbegleitung zu den auffälligeren Stücken gehört. Ebenso "Turn Da Lights Off", das mit Missy-Raps, Vinyl-Knistern, augenzwinkernder Hookline und Oldstyle-Samples (die an Lina erinnern) punktet.
Der Downbeat-R'n'B "Could It Be" (feat. Rell) versprüht einen angenehmen Krimi-Flair. "You" gräbt tief in der Sample-Kiste und fördert originelle Trompeten-Samples zu Tage, die zusammen mit dem Toy-Piano für ein nostalgisches Playback sorgen. Hi-Fi Vinylknistern und der HipHop-Groove transportieren den Missy-Song in die Neuzeit.
Echte Querflöten rahmen die Ballade "Cab Ride" in ein Live-Gewand. "Things I Don't Mean" pumpt auf funky House-Grundlage durch die Boxen. "My Man" shuffelt im 6/8-Beat vor sich hin. "Sports, Sex & Food" zehrt vom altbewährten Clave-Groove. Danach plätschert das Album mit Balladen ("Small Change", "I'm Done") und weiteren R'n'B-Variationen langsam aus.
"Ich bin sowohl als Frau, als auch als Sängerin gewachsen" und "die Welt ist hungrig nach echter Musik" formuliert Tweet im Rahmen der Promo-Aktivitäten den Stand ihrer Dinge. Auf "It's Me Again" zeigt sie sich als musikalisch gereifte Künstlerin, die es versteht, mit den genretypischen Klischees zu spielen, ohne sich in ihnen zu verlieren.
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