laut.de-Biographie
Tweet
Die Geschichte von Tweet, die mit bürgerlichem Namen Charlene Keys heißt, hat nichts einer süßen 20-jährigen Newcomerin im Musikbusiness gemein. Es ist eine lange Geschichte vieler Versuche und Fehlschläge.
Um vorne anzufangen: Charlene Keys wird 1972 in Rochester/ New York geboren. Schon in ihrer Kindheit kommt sie viel mit Musik in Kontakt. Ihre Eltern sind Teil einer Gospelgruppe und Musiker. Sie selber singt in der Kirche. Außerdem spielen ihre vier Geschwister Bassgitarre, Piano und Drums. Sie selber sagt, dass aus einer musikalischen Familie zu kommen sehr prägend gewesen sei. "So habe ich eine wirkliche Leidenschaft für Musik geerbt." Ihre musikalischen Vorbilder und Einflüsse stammen auch aus dieser Zeit. Wegen Leuten wie Diana Ross, Aretha Franklin, Donny Hathaway oder Stevie Wonder wird sie von vielen als eine "old soul" beschrieben. Tweet (ihr Spitzname, seit sie denken kann) besucht später die School of Performing Arts in Rochester, wo sie endgültig beschließt, Musikerin zu werden.
Einige Zeit später kommt zum ersten Mal der Name ins Spiel, der noch von höherer Signifikanz seien wird: Missy Elliott. Die beiden aufstrebenden Musikerinnen treffen sich zum ersten Mal 1994 bei Devante Swing. Der Jodeci-Entdecker weilt mit seinem Produktionsteam in der Stadt. Wenige Jahre später ist Missy Elliott weltweit bekannt als Rapperin und Produzentin.
Während dessen steckt Tweet, an einen Knebelvertrag gebunden, in einer Girlgroup namens Sugah. Für sie eine Zeit vieler leerer Versprechungen und ständiger Frustration. "Sugah sollte nie das Licht der Öffentlichkeit sehen." Nach sechs erfolglosen Jahren mit Sugah wird das Projekt aufgelöst, ohne Plattenvertrag oder Erfolg. Tweet hat kein Geld, ist depressiv. Sie zieht zurück zu ihren Eltern nach Panama City/ Florida. Dort versucht sie einen normalen Job zu bekommen, aber auch das Unterfangen scheitert. Tweet hat keinen Job, ihre achtjährige Beziehung ist am Ende, und der Musik-Biz scheint in weiter Ferne.
In dieser Zeit denkt sie oft über Selbstmord nach, was sich zu einem ernsthaften Entschluss entwickelt. Tweet kauft sich Tabletten, doch am Tag vor der Vollendung des Plans ruft aus heiterem Himmel Missy Elliott nach langer Zeit wieder bei ihr an. Sie ist auf der Suche nach einer Backgroundsängerin für ihr "Miss E ... So Addictive"-Album. Tweet vertraut sich Missy Elliott an und nennt sie deshalb ihren Schutzengel. Die ganze schlimme Zeit hindurch hatte Tweet schon eigene Tracks auf Papierfetzen und Servietten geschrieben. Eines Tages nimmt Tweet im Aufnahmestudio eine Akustik-Gitarre und singt "Motel". Missy hört sie singen, ist begeistert und nimmt Tweet sofort mit zu dem Chef von Elektra Records, Sylvia Rhone. Dort spielt Tweet noch mal vor und erhält auf der Stelle einen Plattenvertrag bei Goldmind Inc./ Elektra. Nach einer Dekade der gescheiterten Versuche schafft sie endlich ihren Durchbruch im Musikgeschäft.
Mittlerweile ist Tweet mit sich im Reinen und wohnt mit ihrer Tochter in Atlanta, dem neuen Mekka des amerikanischen R'n'B. Doch sie scheint auch sehr dem Rock angetan zu sein und würde gerne an Kollaborationen mit Rock-, Country- und Indie-Acts wie den Dixie Chicks, Björk oder Beck arbeiten. Wie gesagt, da steckt mehr dahinter als ein zufällig erfolgreiches, massenvermarktetes R'n'B-Häschen. Bei ihrem Debütalbum fungiert Tweet als Sängerin, Songwriterin, teilweise als Produzentin und spielt Akustikgitarre. Nebenbei produzieren natürlich auch das kongeniale Duo Timbaland/Missy Elliot fleißig mit. Diese sagt über Tweet:" She hits that point of no return between Love & Hurt". Das können einem wahrscheinlich nur die bitteren Seiten des Lebens beibringen.
2005 erscheint nach langem Warten Tweets zweites Album "It's Me Again". Ursprünglich sollte es bereits Anfang 2004 Gehör finden, nach einem Labelwechsel wurden die Bänder jedoch komplett überarbeitet. Wie schon bei "Southern Hummingbird" überwacht ihr Schutzengel Missy Elliott auch bei "It's Me Again" die gesamte Produktion. Dennoch beteuert Tweet: "Ich bin eine Soulsängerin. Beim letzten Album haben wir das zu wenig beachtet. Jetzt holen wir den Soul zurück."
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