laut.de-Kritik

Udo Dirkschneider live in Russland.

Review von

"Cut the crap out ... shout it out!" befielt Sänger Udo Dirkschneider seinen begeisterten Zuhörern - und liefert gleichzeitig ein gute Zusammenfassung des Inhalts der vorliegenden DVD.

"The Complete History" lautet der Untertitel, und hält, was er verspricht. In der Regel überflüssige Zugaben erweisen sich als gut bearbeitet und liebevoll zusammen gestellt, sei es die komplette Diskografie inklusive Lyrics, ein Tandem-Fallschirmsprung mit Dirkschneider im Känguruh-Beutel oder ein kurzer Dokumentarfilm über einen russischen Auftritt seiner Band. Für Hardcorefans gibt es zudem einige Demoversionen im Audioformat.

Am interessantesten neben der Teilaufzeichnung des Konzerts aus dem Jahr 2001 ist jedoch die Zusammenstellung ihrer Videos. Die Billigstproduktion zu "They Want War" (1988) mit Baugrube, Keyboardsounds und Kinderchor entlockt ebenso ein Schmunzeln wie das peinliche Metal-Outfit mit Nieten, Dauerwelle und Vokuhila-Frisur in "Break The Rules" (1990). Dirkschneiders Terminator-Look-Imitation in "Independence Day" (1997) ist zudem eine kaum schlagbare Vorlage für den nächsten Fasching.

Wie er in "Live From Russia" eindrucksvoll bestätigt, ist er aber nach wie vor der überzeugenste deutsche Metalsänger. Die 50 hat er überschritten, mit Tarnhose, Springerstiefeln und schwarzem Armyhemd hoppelt er aber immer noch wie ein blonder Bulldog über die Bühne. Die gute Klangqualität und die zwischen Band und Publikum pendelnde Kameraführung machen die aufgezeichnete knappe Stunde zum mitreißenden Begleiter des unabdingbaren Biers. Schade nur, dass es mit "Midnight Mover", "I'm A Rebel" und der Ballade "Winter Dreams" nur drei Accept-Stücke gibt - zumal kürzlich eine zweite "Live In Russia"-CD erschienen ist, auf der unter anderen "Balls To The Wall", "Metal Heart" und "Princess Of The Dawn" zu finden sind. "Holy", "Independence Day", "Shout It Out" und "Cut Me Out" beweisen allerdings, dass auch das Material aus U.D.O.-Zeiten Bestand hat.

Die Band legt einen satten Sound und ein fehlerloses Spiel vor. Neben Basser Fitty Wienhold und dem Produzenten sowie ehemaligen Accept-Schlagzeuger Stefan Kaufmann an der Gitarre besteht sie aus den vergleichsweise jungen Schweizern Lorenzo Milani am Schlagzeug und Igor Gianola an der zweiten Gitarre. Sie haben offensichtlich Spaß an der Sache und versetzen das vorwiegend minderjährige männliche Publikum in einen trance-nahen Zustand. Was den Gesichtsaudrücken nach nicht nur am Auftritt in der brechend gefüllten Sporthalle liegt, sondern auch an billigem Vodka.

Kaufmann und Gianola spielen in den meisten Stücken die klassischen Metalgitarren aus den 80er Jahren - eine Flying V und eine X-plorer. Das sieht gut aus und erübrigt Schnickschnack wie eine aufwändige Bühnendeko, eine groß angelegte Lichtshow oder gar Feuerwerke. Cut The Crap Out - mit "Nailed To Metal" ist U.D.O. nicht nur eine gelungene Retrospektive, sondern auch eine überzeugende Standaufnahme gelungen.

Trackliste

Live From Russia

  1. 1. Holy
  2. 2. Raiders Of Beyond
  3. 3. Midnight Mover
  4. 4. Indipendence Day
  5. 5. Metal Eater
  6. 6. Winter Dreams
  7. 7. Shout It Out
  8. 8. I'm A Rebel

Extra

  1. 9. Behind The Scenes
  2. 10. Video Clips
  3. 11. Discography
  4. 12. Biographies
  5. 13. Photogallery
  6. 14. Internet Links
  7. 15. Bonus Tracks

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