laut.de-Kritik
Schüsse aus ungewohnten Rohren.
Review von Kai ButterweckAls Whitfield Crane und seine Ugly Kid Joe-Kumpanen im Jahr 1992 mit ihrer Über-Single "Everything About You" über den großen Teich schwappten, klatschte sogar meine Wenigkeit begeistert in die Hände. Der kunterbunte Alternative-Gegenwurf zur depressiven Seattle-Attitüde zog mich schnell in seinen Bann. Mit "Cats In The Cradle" legten die Kalifornier ein Jahr später noch einen weiteren Single-Hit nach. Danach verschwanden sie allerdings wieder in der Versenkung. Ich verlor den hässlichen Joe aus den Augen. Allzu kurzlebig geriet das Vergnügen. Egal, Deckel drauf und gut. Knapp zwanzig Jahre später weckt "Uglier Than They Used To Be" nun Erinnerungen an eine kunterbunte Spaßtruppe mit der Lizenz zum Partymachen.
Blicke ich auf das Cover des ersten Longplayers der Band seit zwei Jahrzehnten, scheint alles beim Alten geblieben zu sein. Tatsächlich schießt bereits der Opener aus ungewohnten Rohren. Mit dem luftig lockeren Alternative-Rock ihrer Glanzzeiten hat das eröffnende "Hell Ain't Hard To Find" nicht mehr viel zu tun. Mit krachenden Gitarrenwänden und tiefergelegten Vocals haben Ugly Kid Joe nach all der Zeit offenbar doch noch Gefallen an der Sorte von Musik gefunden, der sie einst den musikalischen Stinkefinger zeigten. Was sich hier durch die Boxen schält, klingt schlichtweg nach einer flott galoppierenden Melange aus Alice In Chains und den Stone Temple Pilots. Nicht die schlechteste Mixtur, keine Frage. Aber so richtig zünden will das Gehörte dann doch nicht.
Das anschließende Song-Duo tut sich ebenfalls schwer. Während das träge "Let The Record Play" an Monotonie kaum noch zu überbieten ist, macht das genau so müde schlürfende "Bad Seed" wenigstens im Refrain ein bisschen Boden gut. Frontmann Whitfield Crane verfügt immer noch über ein beeindruckendes Organ. Nur leider hapert es an den Harmonien, die sich meist erst dann vor den Gehörgängen anstellen, wenn sich die Mitarbeiter hinter dem Trommelfell schon längst in die Mittagspause verabschiedet haben.
Da hilft wohl nur noch Unterstützung von außen. Doch auch Gast-Gitarrist Phil Campbell bringt in der Folge nur selten den stotternden Motor wieder in Schwung ("My Old Man", "Under The Bottom"). Aber wenn der Kerl schon dabei ist, kann man mit ihm ja auch noch einen Schritt weiter gehen ("Ace Of Spades"). Die Neu-Interpretation des Motörhead-Klassikers hält zwar nur wenige Überraschungen bereit. Aber wenigstens gehts jetzt amtlich nach vorne.
Das akustisch gehaltene Selbstmitleidsdrama "The Enemy" lässt noch einmal kurz aufhorchen, auch wenn das plötzlich wieder unter Starkstrom stehende Finale des Songs eher Verwirrung stiftet. Die Temptations-Huldigung "Papa Was A Rolling Stone" macht schließlich das Licht aus. Das stört aber nicht weiter. Sonderlich hell war es vorher auch nicht.
1 Kommentar
also ich hab mir die scheibe gekauft... und ich finde sie doch recht gut!!! frage mich wie ihr das bewertet habt... wenn sogar wanda, rammstein und meuw the jewels eine 4-er bewertung bekommen... naja... egal...