laut.de-Kritik

Gothic-Rock mit pathetischen Texten.

Review von

Künstler wie der Graf mit seiner Band "Unheilig" haben außerhalb der Gothic-Szene meist das Problem, dass ihre oft sehr pathetischen Texte und Aussagen eher belächelt denn ernst genommen werden. Auch ich als Hartwurstfanatiker habe des öfteren ein großes Fragezeichen über dem Kopf schweben, wenn ich die Worte des Blaublütigen auf mich wirken lasse.

So klingt ein Text wie "Lass Uns Liebe Machen" zumindest in meinen Ohren etwas seltsam. Man muss ja nicht gleich singen: "Lass uns knattern wie ein Rudel Wüstenspringmäuse", aber "Lass Uns Liebe Machen"? Ich weiß nicht. Auch Sachen wie "Astronaut" (noch nie was von amerikanischem Trash-Talk beim Streetball gehört? 'Your mom's a fuckin' astronaut') oder auch "Mein Stern" sind fast schon ein wenig kindlich-naiv gehalten.

Doch das ist wie gesagt wohl Geschmacksache - musikalisch muss sich der Mann nichts vorwerfen lassen. Großartige Veränderungen im Vergleich zum Vorgänger "Zelluloid" sind kaum zu finden und eigentlich auch nicht erwünscht. Die dunkle, doch nur selten zu pathetisch wirkende Stimme des Grafen passt sehr schön zu den meist ruhigen Kompositionen auf "Moderne Zeiten".

Sehr schöne Beispiele dafür sind Nummern wie "Luftschiff", das verträumte "Goldene Zeiten", die beiden Balladen "Astronaut" und "Mein Stern" oder das melancholische "Gelobtes Land". Dem gegenüber stehen die eher rockigen Songs, die zum Teil sogar fast in Rammstein-Sphären vordringen wie "Ich Will Alles", das schon erwähnte "Lass Uns Liebe Machen" und mit Abstrichen auch "Horizont".

Irgendwo in der Mitte sind Sachen wie "Helden" und "Menschenherz" angesiedelt, die sehr EBM-lastig sind und wohl bald in den gängigen Tanztempeln durch die Speaker schallen werden. Der abschließende Titeltrack ist bis auf vereinzelte Chöre rein instrumental gehalten und strahlt ein angenehme Ruhe aus, die schließlich mit dem Ticken einer Standuhr verhallt. Ein besinnliches Ende einer schönen CD.

Trackliste

  1. 1. Das Uhrwerk
  2. 2. Luftschiff
  3. 3. Ich Will Alles
  4. 4. Goldene Zeiten
  5. 5. Helden
  6. 6. Astronaut
  7. 7. Phönix
  8. 8. Lass Uns Liebe Machen
  9. 9. Horizont
  10. 10. Sonnenaufgang
  11. 11. Gelobtes Land
  12. 12. Menschenherz
  13. 13. Mein Stern
  14. 14. Moderne Zeiten

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LAUT.DE-PORTRÄT Unheilig

Es mag vielleicht nicht sonderlich gothic-mäßig klingen, aber neben dem Grafen (Gesang) höchstpersönlich wirken an der Gründung von Unheilig noch …

1 Kommentar

  • Vor 15 Jahren

    Ich bin kein Fan der Gothic Szene. Aber was Unheilig singt und was er übermitteln will, ist für die meisten nicht verständlich. Nicht weil sie es nicht verstehen würden. Sondern weil sie das Innere nicht preisen. Etwas kindliches ist ehrlicher und offener als einer der es eben nicht ist. Dass Unheilig nicht ernst genommen wird ist nicht sein Fehler. Sondern der der Zuhörer. Jemand der rebelliert und das Grosse ersehnt, kann diese ehrlichen und offenen Botschaften gar nicht an sich nehmen. Das ist eine andere Welt...

    Jemand der sein Kind wirklich liebt wird der Text "Mein Stern" begeistern. Denn die Emotionen streiffen dessen Zuhörers Inneren. Einer der es nicht tut, gehts am Ohr vorbei!

    Also denkt darüber nach und hört mal richtig zu.