laut.de-Kritik

Riffs und Stimme erinnern des öfteren an Rammstein.

Review von

Wer angenommen hat, dass sich Unheilig allein dem typischen Gothic-Publikum erschließen, musste sich letztes Jahr auf dem Wacken Open Air eines Besseren belehren lassen Dort fanden der Graf und seine Liveband im Zelt überragenden Zuspruch. Auch mit seinem neuen Werk "Puppenspiel" wird er weit über die Wave und Gothic-Szene hinaus seine Fans finden.

Grund dafür sind die Gitarren, die bei Unheilig stetig mehr Raum beanspruchen und an Dominanz gewinnen. Den Grundstein legt zwar meist immer noch eine sehr tanzbare Rhythmik, doch die Riffs im Titeltrack "Puppenspieler" erinnern des öfteren an Rammstein.

Klar der Sound ist lang nicht so fett, doch auch "Spiegelbild" kokettiert mit ähnlichen Riffs in der Strophe. Auch gesanglich hält sich der Graf im Till Lindemann-Bereich auf, ehe er im Refrain auf eine deutlich wärmere Stimmlage zurückgreift, die schon bei "Puppenspieler" aufkam. Das ist zwar fast schon poppig, aber die Melodie ist einfach nur wunderschön.

Während vor allem bei "Lampenfieber" der Rammstein-Vergleich nahezu aufdrängt, sind natürlich auch wieder jede Menge Songs auf dem Album, die mit ihrer harten, elektronischen Rhythmik schwer zum Tanzen einladen und für entsprechend volle Tanzflächen sorgen werden.

Da wären zum einen "Dein Clown" und "Fang Mich Auf" zu nennen, aber auch das mit einem etwas zu sehr gestelzt klingen Gesang intonierte "Kleine Puppe" oder das gelungene "Die Bestie". Vom Gesang her deutlich interessanter ist "Feuerengel", das im mittlere Tempo eine angenehme, sehnsüchtige Stimmung verbreitet und mit der erstaunlich unprätentiösen Stimme des Grafen begeistert.

Balladeske Töne tauchen zum ersten Mal mit "Sei Mein Licht" auf, das zunächst nur auf Klavier und ein paar Synthies und eben der sanften Stimme des Grafen basiert. Das schmalzt allerdings schon ein wenig, und irgendwie muss ich immer wieder an den unsäglichen Reinhard Mey denken ... Entschädigung folgt aber mit "An Deiner Seite", die noch reduzierter als "Sei Mein Licht" und deutlich weniger kitschig ist. Daran ändert auch nichts, dass der Text sehr persönlich und emotional ist. Hätte ich ansatzweise so was wie menschliche Gefühle, ich hätte wohl eine Träne im Auge.

Nicht unbedingt Balladen, aber doch zwei sehr getragene, ruhige Stücke stehen mit "Wie Viele Jahre" und "Der Vorhang" an. Vor allem bei Letzterem gibt es ein sehr schönes Gitarrensolo zu hören, das genau wie der Song zwar eine gewisse Wehmut ausstrahlt aber auch Zufriedenheit und Ausgeglichenheit. Genau wie der Protagonist hat man auch als Hörer den Eindruck, mit sich selbst im Reinen zu sein. Da bietet das instrumentale "Memoria" den passenden Ausklang zu einem wirklich starken Album.

Trackliste

  1. 1. Vorhang Auf
  2. 2. Puppenspieler
  3. 3. Spiegelbild
  4. 4. Dein Clown
  5. 5. Sei Mein Licht
  6. 6. Fang Mich Auf
  7. 7. Feuerengel
  8. 8. Kleine Puppe
  9. 9. An Deiner Seite
  10. 10. Die Bestie
  11. 11. Lampenfieber
  12. 12. Wie Viele Jahre
  13. 13. Der Vorhang Fällt
  14. 14. Memoria (instrumental)

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8 Kommentare

  • Vor 16 Jahren

    Kannte ich noch nicht, also hab ich mir mal die myspace-Seite angeguckt.

    Was es da zu hören gibt, klingt für mich in 2 von 3 Fällen eher nach Bela B. denn nach Rammstein, erst der dritte dort präsentierte Song geht in Richtung Rammstein. Auf allem liegt dann auch noch eine Prise Wolfsheim.

    Alles in allem für mich eher wenig Grund, das ganze Album zu hören/kaufen, da man das alles irgendwo anders schon besser gehört hat...

    Vielleicht berichtet mal jemand, der alle Songs gehört hat.

  • Vor 16 Jahren

    unheilig hat sich mir auch schon erschlossen, und ich gehöre sicher nicht zum gothic publikum...mag diese stimme sehr und die weihnachts-cd lief bei uns ständig!

  • Vor 16 Jahren

    Wow - Das klingt ja mal ganz anders als die Alben vorher!
    Damit werden sie sicherlich mehr Fans in anderen Bereichen gewinnen.

  • Vor 15 Jahren

    ich glaube, in wirklichkeit ist seine stimme nicht halb so "vollklingend" wie er es gerne hätte.. da is einiges nachbearbeitet.. man hört in den meisten refrains, dass er zwar eigentlich ne "tiefe" stimme hat, die aber viel heller und "blecherner" klingt und keine sehr volle bandbreite hat,so wie sie in manchen beihnahe schon "grollend" klingenden versen klingt...
    also schön nen harmonizer zwischenschalten (o.ä. effektgerät) und schon klingt ein durchschnittsorgan gleich dreimal so voluminös... naja, nicht mein fall, aber wers mag...

  • Vor 15 Jahren

    muss leider noch mehr senf dazu geben...
    hab grad mal in die von miss rammstein angepriesene "frohes fest"-cd reingehört, aber dadurch hat unheilig endgültig an düster-credibility (für pisa-kinder: glaubwürdigkeit) verloren...!!!
    OMFG, fröhliche kinderlieder wie "morgen kommt der weihnachtmann" "oder kling glöckchen" jetzt auf "ich bin ganz finster und böse" gemacht - klingen für mich wie SCHLÜMPFE-TECHNO mit tiefer stimme... LOL

    auch wenn sich dies mit einer nicht wegzudenkenden komik aufdrängt. vor allem, wenn es sich durch ungewollte komik präsentiert.. ROFL

    meiner meinung nach leider bissl peinlich, auch wenn sich jetzt alle fans auf den schlips getreten fühlen... aber hier muss auch platz sein für kritik, nicht nur für ewige lobhudeleien, also versucht gar nicht erst, mich zu lynchen ^^ (dass der typ der totale plastic ist, und eher rüberkommt wie ein klon von "nu pagadi" sei mal gar nicht erst erwähnt.. aber genau deswegen kommt er ja scheinbar bei den ganzen poppern so gut an.. ;)) hihi

    lg aus berlin... ^^

  • Vor 14 Jahren

    Was soll immer das Gesülze von Wave und Gothic? Der Typ hat mit Gothic so viel zu tun wie Wolle Petry mit Klassischer Musik, nämlich gar nichts. Wenn man schon Gemeinsamkeiten mit Rammstein erkennt, sollte das doch offensichtlich sein. Hier schreiben wieder nur Idioten.