Van Morrison - " The Skiffle Sessions"

Als ein den Frühwerken Morrisons zugetaner, von dessen nicht enden wollender Veröffentlichungswut allerdings seit längerem gelangweilter Konsument, registriere ich die musikalischen Auswürfe des gedrungenen Iren, der einst nach Amiland auszog, um sich mit seiner Band Them dem Rhythm'n Blues hinzugeben.

Doch damals war er jung und mittlerweile ist er's nicht mehr und seine Skiffle-Brüder Lonnie Donegan und Chris Barber schon gar nicht. Donegan selbst war Wegbereiter dieser speziellen Folk-Spielart, damals in den 50ern, als Van noch die Platten seines Vaters anhörte, unter anderem Donegans

Runde vierzig Jahre später steht er mit seinem Jugendidol und dem Jazzblueser Barber auf der Bühne seiner Heimatstadt Belfast...und skifflet. Jetzt fragt man sich natürlich, wie Skiffle überhaupt klingt, und das ist auch der triftigste Grund, in diese Scheibe mal reinzuhören!

Auffallend ist die Unbekümmertheit, mit der die meissten der 15 Songs einfach runtergeschrammelt (oder ist das vielleicht "Skiffle"?) werden. Denn Morrison schrammelt normalerweise nicht. Was aber auch wieder Charme hat: drei Herren, die die Blüte ihres Lebens hinter sich haben, treffen sich anstatt zum Kegeln eben zum Skifflen, das erinnert sie an alte Zeiten und im Gegensatz zum Kegeln, macht Skifflen anscheinend auch noch Spass. So dass selbst Van Morrison, der Grantler vor dem Herrn, zwischen den Songs mehr scherzt als er früher auf ganzen Tourneen genuschelt hat.

"Lost John" und "Midnight Special", die außer bluesigem Beat auch mal mit guter Melodie aufwarten, gehen völlig in Ordnung. Beim Rest entsteht trotz der proberaumnahen Live-Atmosphäre schnell Langeweile. Irgendwie kommt einem das alles zu bekannt vor, und man fragt sich, warum diese drei Herren dieses ranzige Süppchen noch einmal aufkochen müssen. Andererseits, wenn nicht Donegan, Mister Skiffle himself, wer dann?

Unterm Strich: Vertonter Zeitvertreib alter Folk- und Blueshelden ohne Langzeitwirkung für die, die dabei waren. Dann doch lieber Kegeln.