laut.de-Kritik

Willkommen in der Königsklasse des Prog Metal.

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Nach dem letztjährigen, kompakten gehaltenen Album "Eerie Monsters" unter dem Projekt-Namen All My Shadows kehren die Lauterer Jungs von Vanden Plas mit "The Empyrean Equation Of The Long Lost Things" wieder auf die heimische Spielwiese des Progressive Metal zurück. Die Mannschaftsaufstellung erfährt jedoch an entscheidender Position Veränderung. Gründungsmitglied und Tastenmagier Günter Werno verlässt die Band und macht Platz für Alessandro Del Vecchio, der ein ähnliches Gespür für Texturen und orchestrale Arrangements mitbringt, dabei einen Ticken bodenständiger agiert und viele analoge Klänge wie die lilablaue Hammond-Orgel verwendet.

Nach dem Anpfiff baut das Titelstück gehörig Spannung auf und changiert clever zwischen den majestätischen Riffs von Stefan Lill und getragenen Passagen. Lill ist ein unverkennbarer Gitarrist, der in Sachen Gespür für Härte, Technik und Gefühl auf einer Stufe mit dem ewigen Chris Oliva, der Hand Gottes von Savatage, agiert. Sänger und Texter Andy Kuntz - Lills kongenialer Doppelpass-Partner in Sachen Songwriting - befreit sich vom konzeptuellen Ballast der beiden zusammenhängenden Vorgänger-Alben ("The Ghost Xperiment - Illumination", "The Ghost Xperiment - Awakening").

"Was erlauben Kuuuntz?" Ganz ohne roten Faden geht es natürlich nicht, bevor die Anhänger von Roman-artigen Libretti die Hände über dem Kopf zusammen schlagen und die roten Teufel an die Wand malen. "The Empyrean Equation Of The Long Lost Things" beschreibt blumig in je einzelnen Stücken, wie Verlust, Verzweiflung und Neuanfang miteinander zusammenhängen.

"My Icarian Flight" rekurriert auf die Ikarus-Sage und durchstößt den Hook-Himmel, ohne kitschigen Sphären zu nahe zu kommen. Generell achten Vanden Plas darauf, dass selbst die Stücke mit reichlich Nachspielzeit wie "Sanctimonarium" und "March Of The Saints" nie zerfasern, da sie geschickt ausgearbeitet und in nachvollziehbaren Liedstrukturen gehalten sind. Den einzigen Queerpass produziert das Quintett mit dem balladesken "They Call Me God", das jedoch bewusst als Atempause vor dem epischen Finale platziert ist.

Die Akribie, die die Band live mit ausgefallenen Musical-Auftritten und im Studio an den Tag legt, verhindert, dass sich trotz klar erkennbarem Markenkern Ermüdungserscheinungen einschleichen. Hier macht der Begriff 'Traumtheater' absolut Sinn. Vanden Plas greifen 2024 nach dem Prog-Pokal und gehören mit ihrer Mischung aus straighten Spiel und Quintenzirkeltrainings zweifelsohne in die Champions League des monumentalen Metals. Mit dem zwölften Streich läuft der Vanden Plas-Generator auf Hochtouren.

Trackliste

  1. 1. The Empyrean Equation Of The Long Lost Things
  2. 2. My Icarian Flight
  3. 3. Sanctimonarium
  4. 4. The Sacrilegious Mind Machine
  5. 5. They Call Me God
  6. 6. March Of The Saints

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