laut.de-Kritik
Große Namen, kleiner Inhalt.
Review von Daniel StraubTraditionell eröffnet das Kölner Label Kompakt mit seiner Compilation den Reigen der elektronischen Releases der zweiten Jahreshälfte. Nach der goldfarben gestalteten Jubiläums-Compilation des vergangenen Jahres, haben sich die Kompakt-Macher für die gelb als Farbe für die elfte Auflage entschieden.
Musikalisch stehen Kollaborationen im Zentrum von "Kompakt Total 11". Ada und Heiko Voss treffen sich im Studio, Superpitcher, Jörg Burger und Michael Mayer ziehen an einem Strang, und Brasiliens Techno-Star Gui Boratto holt sich Unterstützung von Ex-Sepultura Drummer Igor Cavalera.
Fusion das große neue Ding? Man kann den Eindruck gewinnen, wenn man sich die Tracklist von "Kompakt Total 11" einmal in Ruhe durchliest. Denn neben den bereits erwähnten, finden sich dort weitere Collaborationen, etwa die des französischen Vorzeige-DJs Ivan Smagghe mit seinem Landsmann Tim Paris unter dem Projektnamen It's A Fine Line. Das Ergebnis der Zusammenarbeit ist ein eigenwilliger Elektro-Rockabilly-Track, der ein bisschen klingt, als hätte man The Cramps zuerste gezähmt und dann ins Studio geschickt.
Dezent angerockt fällt auch das Kompakt-Debüt von Ex-Sepultura Trommler Igor Cavalera aus. Bis zu seinem Ausstieg 2006 saß er bei Brasiliens bekanntestem Rock-Expert am Drumkit und prägte den Sound von Sepultura maßgeblich. Bei seiner gemeinsamen Studiosession mit dem Techno-Überflieger Gui Boratto nimmt er sich jedoch weitgehend zurück und ordnet sich den flächigen Synthiesounds widerspruchslos unter. "Plié" ist ein durchschnittlicher Boratto-Track, der jedoch genauso gut ohne die Arbeit von Cavalera an den Drums auskommen könnte.
Viel Durchschnittliches liefern auch die übrigen Produzenten ab. Mit Jürgen Paape, Justus Köhncke, Wolfgang Voigt, Jörg Burger, Michael Mayer, Jonas Bering und DJ Koze sind so ziemlich alle versammelt, die in der Vergangenheit zum Ruhm der Kölner beigetragen haben. Wirklich Überzeugendes haben sie auf "Kompakt Total 11" nicht zu präsentieren. Auch DJ Koze, der mit "Der Wallach" die Compilation eröffnet, kultiviert zwar sein Image als Dancefloor-Exot. Einen wirklich guten Track hat aber auch er nicht zu bieten.
Die mangelde Qualität vieler Titel auf "Kompakt Total 11" wirft einmal mehr die Frage auf, welche Existenzberechtigung Label-Compilations heute eigentlich noch haben? Denn wirklich gutes Material heben sich die Labels für die gezielte Vermarktung in Form von Maxi-Singles auf, die Compilations verkommen mehr und mehr zum Outlet für Tracks, die zwar ganz ok sind, aber nicht unbedingt veröffentlicht werden müssten. Nicht nur bei Kompakt wäre es an der Zeit, sich zu überlegen, ob den Labelcompilations etwas mehr Leidenschaft und Niveau nicht gut zu Gesicht stünden.
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