laut.de-Kritik
Politpunx not dead!
Review von Mathias MöllerDie Präsidentschaftswahlen in den USA rücken näher, Bush und Kerry scharen ihre Anhänger medienwirksam um sich und werfen die Netze zum Wählerfang aus. Der Demokrat Kerry kann sich starker audibler Unterstützung sicher sein. Die Bush-Gegner feuern aus allen Rohren. Punkvoter, die Abwahlinitiative aus dem Hause Fat Wreck geht mit "Rock Against Bush Vol. 2" bereits in die - logisch - zweite Runde.
Das Konzept der ersten "Rock Against Bush"-Scheibe hat sich bewährt, wieder gibt es CD und DVD. Wieder gibt es viel Propaganda zum fairen Preis, über 70 Minuten Punkrock für jeden Geschmack. Und diese Ausgabe ist noch prominenter besetzt als die erste. Green Day besingen den "Favorite Son" fast in beatlesquer Tradition, dass man auf das neue Album der drei wirklich gespannt sein dürfte. Bad Religion verabreichen Krieg in Drei-Akkord-Dosen, eine erstaunlich gute Abwechslung zum sonstigen Bad Religion-Einheitsbrei.
Die anderen Schwergewichte: No Doubt mit einer etwas älteren Nummer ("Comforting Lie"), die Foo Fighters covern mi "Gas Chamber" kurz und schmerzlos die Angry Samoans, Sick Of It All zeigen sich mit "Can't Wait To Quit" gewohnt kompromisslos, "7 Years Down" nöhlen Rancid in altbekannt großartiger Manier. Solidarität demonstrieren auch zwei europäische Beiträge, die unfehlbaren (International) Noise Conspiracy pflegen ihren Stil mit "My Star" und - Ibbenbüren Rock City - die Donots rocken mit gegen Bush und stellen fest, dass seine Zeit vorbei ist.
Von den 28 Bands war übrigens noch keine auf dem ersten Sampler vertreten, stilistisch werden alle Felder beackert. Ob Ska-Punk von Operation Ivy oder den Mad Caddies, Theken-Punk à la Dropkick Murphys (Achtung: Patrioten gegen Bush!) oder Flogging Molly mit dem wirklich ganz schönen "Drunken Lullabies". Gut, nicht alles hat was mit Politik zu tun, auch Yellowcards "Violins" will nicht so recht passen. Andererseits ist diese Compilation sicher auch Plattform für unbekanntere Bands wie Jawbreaker oder die immer noch zu wenig beachteten Autopilot Off, man will ja auch nicht die ganze Zeit den erhobenen Zeigefinger hören.
Etwas radikal wird es, wenn Sleater Kinney fordern "Off With Your Head", aber: Supersong! Großen Vokalsport bieten die Dillinger Four ebenso wie Hot Water Music, die ihr "Kill The Night" von den Sessions zum im September erscheinenden Album "The New What Next" spendeten. Bei den meisten Songs handelt es sich um Raritäten und unveröffentlichte Songs, was den Sampler für Punkvernarrte sicher interessant macht.
Die DVD dient neben den Songs und dem Booklet als Propagandamaschine, leider waren einige der kurzen Polit-Filmchen schon auf der Beilage der ersten Compilation zu sehen, allerdings finden sich hier auch einige interessante Beiträge. So zum Beispiel ein Film über die amerikanischen Medien im Krieg (in dem auch Michael Moores Auftritt bei den Oscars zu Ehren kommt) oder ein Clip über die Soldaten in Irak. Abgerundet werden die manchmal schockierenden Bilder (wie schon von Vol. 1 bekannt) mit Comedians und Videos von Alkaline Trio, Bad Religion, Flogging Molly, NoFX und Thought Riot. That's Entertainment!
Ob es am Ende ein Verdienst von Punkvoter sein wird, wenn mehr junge Menschen im Herbst wählen gehen, lässt sich sicher schwer feststellen. Direkt greifbar ist jedoch die Tatsache, dass es politisch bewusste Künstler gibt, die sich engagieren. Und dass aus dem Hause Fat Wreck immer noch die besten Punksampler kommen.
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