laut.de-Kritik

Stuhl bleibt Stuhl, egal aus welchem Darm er rutscht.

Review von

Eine feudale Villa in der südafrikanischen Wildnis: Auf einer schnieken Couch sitzen Roger Cicero, Sandra Nasic, Sasha, Sarah Connor, Xavier Naidoo, der österreichische Volxmusi-Rocker Andreas Gabalier und die TV-Total-Entdeckung Gregor Meyle nett beisammen und nippen genüsslich an ihren Drinks.

Soweit, so gut – bis plötzlich der erste (in diesem Fall Andreas Gabalier) aufsteht und ein Mikrofon in die Hand nimmt. Was nun folgt, liefert den eigentlichen Grund für die Zusammenkunft der sieben Protagonisten: Jeder macht sich über einen Bruchteil des musikalischen Schaffens eines anderen aus der Runde her. Herzlich Willkommen bei Vox! Herzlich Willkommen bei "Sing Meinen Song", dem Tauschkonzert.

Pünktlich zum Ende des TV-Experiments gibt es nun das passende Album dazu. Darauf zu hören sind so grandiose nationale Klangkunstwerke wie beispielsweise Sarah Conors "Bounce", der Sasha-Gassenhauer "This Is My Time" und die Guano-Apes-Hüpfburg-Hymne "Open Your Eyes". Natürlich dürfen auch zwei Klangschanden des Gastgebers Xavier Naidoo nicht fehlen ("Wo Willst Du Hin", "Dieser Weg"). Ebenfalls vertreten sind jeweils zwei "Perlen" der beiden Schattengestalten Andreas Gabalier und Gregor Meyle.

Die große Frage lautet natürlich: Kann man aus Scheiße Gold machen? Oder, anders formuliert: Steckt in dem Großteil der Edeka-Hits à la "Turn It Into Something Special" oder "From Zero To Hero" vielleicht doch Potenzial? Hätte man seinerzeit einfach nur musikalisch anders herangehen sollen? Die Antwort: Es hätte nichts genützt.

Weder Sashas Versuch, den international nicht konkurrenzfähigen Kreuzüber-Hüpfer "Open Your Eyes" mit einer Mixtur aus Piano-Schmalz und Big-Band-Attitüde aus dem Loch der Belanglosigkeit zu ziehen, krönt der Erfolg, noch Sandra Nasics Ausflug in unverzerrte Sarah Connor-Welten ("Bounce").

Auch Roger Ciceros freudig swingender Ritt auf Naidoos tränenüberfluteten Schultern geht nach hinten los ("Wo Willst Du Hin"), von dessen überemotionalem Fremdschäm-Kurztrip Richtung Alm ganz zu schweigen ("Amoi Seg' Ma Uns Wieder"). Einzig der aufgesetzte Austria-Akzent sorgt hin und wieder für ein kleines Schmunzeln beim Hörer.

Dass der komplette Kahn am Ende nicht gänzlich untergeht, liegt einzig und allein am Auftritt des Unbekanntesten aller Beteiligten. Gregor Meyle glänzt vor allem während der Neuinterpretation des Guano Apes-Songs "Sunday Lover" mit souligem Timbre und Gespür für nachhaltige Dynamik. Ansonsten herrscht aber Katerstimmung im schönen Südafrika. Da helfen auch keine schenkelklopfenden Exoten-Vibes eines Elvis-Tolle tragenden Volksmusik-Barden aus Graz mehr. Stuhl bleibt Stuhl, egal aus welchem Darm er rutscht.

Trackliste

  1. 1. Turn It Into Something Special
  2. 2. This Is My Time
  3. 3. Sunday Lover
  4. 4. Open Your Eyes
  5. 5. Amoi Seg' Ma Uns Wieder
  6. 6. Zuckerpuppen
  7. 7. In Diesem Moment
  8. 8. Die Liste
  9. 9. From Zero To Hero
  10. 10. Bounce
  11. 11. Du Bist Das Licht
  12. 12. Keiner Ist Wie Du
  13. 13. Wo Willst Du Hin?
  14. 14. Dieser Weg
  15. 15. Und Wenn Dein Lied

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9 Kommentare mit 8 Antworten

  • Vor 10 Jahren

    Würde mal gern wissen, was der eifelmongo dazu sagt, denn er ist ja quasi Naidoos erster Fan!

    • Vor 10 Jahren

      da kannste aber lange warten. hatte letzten sonntag mal wieder mit dem mongo gechattet und da hat er berichtet das er nur noch 1. stunde am tag ins net darf. er hat sich offensichtlich mal wieder nicht an die hausordnung gehalten

    • Vor 10 Jahren

      Ich hatte ja auch Gerüchte gehört, dass er nicht mehr arbeitslos sein soll und wieder als Fahrlehrer arbeitet...das war dann wohl ein haltloses Märchen!

    • Vor 10 Jahren

      will dir da nicht zu nahe treten, aber die einzigen fahrzeuge die der fahren kann sind wohl kettcars. glaube kaum das ihn irgendjemand auf eine öffentlich strasse lässt

    • Vor 10 Jahren

      Vermutlich besitzt er auch noch ein aufgemotztes Bobbycar, mit dem er die Eifelstreets entlangcruist und Shouts an seine türkischen Gangsterhomies gibt.

  • Vor 10 Jahren

    Was mich am meisten gestört hat, alle hatten wieder Schicksal.

  • Vor 10 Jahren

    Die Überschrift fasst es gut zusammen: Der Autor dieses "Reviews" ist so unvoreingenommen wie das Reichspropagandaministrerium. Ich mag die Vogelstuhläffchen auch nicht, ich finde Sarah Connor höchstes Mittelmaß, finde Sushi nicht Fisch und nicht Fleisch und Naidoo und Cicero halten sich seit Jahren mit den immer gleichen Songstrukturen (Wimmern versus Fahrstuhl-Swing) über Wasser. Im Einheitsbrei der Party-Volksmusik finde ich aber Gabalier ganz wohltuend und wenn man den Meyle mit eintsprechender PR machen lassen würde, würde er ein phantastischer Singer/Songwriter. Aber in allen Karrieren der gestandenen Künstler gab es Lichtblicke und der Erfolg gab ihnen Recht. "Open your eyes" war nun mal ein Sommerhit, auch Connor konnte den schamhaar-befreiten Hauptschülerinnen das Geld aus der Tasche ziehen und Ciceros anspruchsvolle Musikrichtung ohne Anspruchsvolle Musik verzeichnet auch Achtungserfolge. Die dargebotenen Lieder waren durch die Bank weg für deutsche Verhältnisse große Hits, welche die Massen ansprachen. Dies gepaart mit den "Outsidern" Gabalier und Meyle, bekannte Stimmen andere Musikrichtungen interpretieren zu hören. Klar, dass da durchwachsene Qualitäten raus kamen. Klar ist es zum wegschmeißen, wenn sich Deutsche am Steyrischen probieren, oder Steyern am Deutschen. Das ist aber nicht peinlich, sondern gewollt. Es führt zu inneren Blutungen, wenn eine Nasic sich an Swing probiert, oder wenn Herr Naidoo einen Rocksong in eine warme Schmalzballade verwandelt. Aber im gesamten EInheitsbrei der "Musiksendungen" im Deutschen Fernsehen war der Ansatz interessant. Ich für meinen Teil hätte mir jedoch mehr "echte Show" und weniger Schicksale, Schmalz und dünnes Gelaber gewünscht. Ich hätte mich über Jamsessions gefreut und daraus entstehendes neues Liedgut. Dafür fehlt aber das kreative Potential auf der Couch. ...Daher ergeht die Note:
    - Idee: 5 Sterne
    - Umsetzung: 2 Sterne
    - Muskikalische Qualität: 2,5 Sterne
    - Bericht auf Laut.de: 1 Stern