laut.de-Kritik
Der goldenen Ära von Kyuss folgt der zweite Frühling.
Review von Eberhard DoblerWas Josh Homme angesichts des Plattentitels wohl durch den Kopf geht? Das Coverartwork triffts besser: Die Auseinandersetzung ehemaliger Bandmitglieder um die Rechte am Namen Kyuss ist das genaue Gegenteil von "Peace". Besonders mit Brant Bjork dürfte Homme in absehbarer Zeit eher kein Bier trinken gehen. Im Gegenteil.
Unmittelbare Folge: Die Liveauferstehung der Kyuss-Tracks unter der Flagge Kyuss Lives! war noch drin, eine neue Platte nicht. Aus Kyuss Lives! wurde Vista Chino. Der Bandkern besteht aus Drummer Bjork, Sänger John Garcia (beide Ex-Kyuss) sowie Gitarrist Bruno Fevery.
Den "Peace"-Bass spielte meist noch Nick Oliveri (ehedem ebenfalls Kyuss) ein, Bjork und Mike Dean (Corrosion Of Conformity) langten bei drei Songs zu. Auf der Position des Tieftöners herrschte von Beginn an reger Wechsel.
Was das Album angeht: Vista Chinos Gitarrenspiel könnte Homme durchaus goutieren. Fevery hätte den Job in den 90ern vermutlich anstandslos erledigt, der Belgier weiß schließlich, wie der Sound aus Palm Desert zu klingen hat: Er übte ihn in einer Kyuss-Coverband ein.
Über das Studiodrumming seines Ex-Kumpels Bjork, der die Platte produzierte und beim ersten Part von "Planets 1 & 2" singt, dürfte Homme dagegen zunächst einmal staunen. Es gibt sicher Drummer, die von Haus aus mehr Punch besitzen, dennoch meint man dem Quasi-Opener "Dargona Dragona" anzuhören, dass Brant die vergangenen Jahre eher gesungen und Gitarre als Schlagzeug eingespielt hat.
Die Tightness der 90er liefert Bjork in dieser Nummer jedenfalls nicht ab. Ganz zu schweigen davon, dass Feverys dröhnende Desertriffs das Schlagzeug fast wegdrücken. Gleich ab "Sweet Remain" kriegt sich Brant aber ein: "Planets 1 & 2" oder "Dark And Lovely" schieben in die düstere Nacht hinaus und machen die Tür hinter einem zu.
Sphärisch und freundlicher gehts beim markanten Groove von "Barcelonian" zu, einer schönen On the road-Nummer, die auch auf einer Bjork-Soloplatte stattfinden könnte. Der Bonustrack "Carnation" klingt tatsächlich wie aus 70er-Rock-Zeiten. Beide Stücke zeigen exemplarisch, dass Garcia seine Vocals mindestens wie damals herauspresst.
Gute und mediokre Tracks wechseln sich ab, im Ganzen und auf Dauer entfaltet "Peace" dennoch hypnotische Wirkung, zum Beispiel in "As You Wish". Man sollte die Vista Chino-Platte trotz ihres Stammbaums besser nicht mit Kyuss-Alben vergleichen. Die Beteiligten hatten vor gut 20 Jahren eine goldene Ära, nun erleben sie ihren zweiten Frühling.
8 Kommentare
wow wusste erst gar nicht, was hier hinter dem namen steckt. hat jemand schon reingehören können? selbst ohne josh muss das teil hier extrem heiß sein.
Dieser Kommentar wurde vor 11 Jahren durch den Autor entfernt.
Es brauchte eins zwei Durchläufe, bis ich mich mit der Platte anfreunden konnte. Doch inzwischen gefällt sie mir und live wird das Ganze sicher nochmal ne Runde geiler!
Die Platte ist straight und rockt; nicht so ein verschwurbelter Rock-Scheiß.
Ich kann mich den zwei Meinungen über mir nur ganz und gar anschließen!!! Ein Album auf das ich lange gewartet habe. "Peace" ist nicht Vista Chino. Nein, es ist vielmehr der logische Nachfolger von "...And the Circus leaves Town" und somit trotz des unrühmlichen Namenskrieges mit dem karrieregeilen Homme das inoffizielle FÜNFTE Album von Kyuss. Jeder Song erinnert stark an die klassische Kyuss-Zeit ohne jedoch in Klischees zu verfallen. Es sind Lieder aus dem Jahr 2013, bei denen jedoch in jeder Note Kyuss der 90er durchklingt. Das zeigt mal wieder, wer das eigentliche Herzstück von Kyuss war und hauptsächlich hinter dem genialen Songwriting auf Blues oder Sky Valley stand (nämlich Garcia UND allem voran BRANT BJORK). Homme fehlt an keiner Ecke. Schon lustig, dass die laut-Redaktion Hommes eher durchschnittlichen "Like Clockwork" 4 von 5 Sternen vergab und diesem hier vorliegenden Juwel NUR 3. Ich gebe nach zigfachem Durchhören (gebe zu, das Album mach süchtig und wird, zumindest nach nun kanpp über 5 Wochen intensiven Hörens, nicht langweilig) die Höchstzahl. Kann das Teil nur jedem Anhänger von Kyuss und ähnlicher Stoner Rock/Doom Metal-Mucke weiterempfehlen!!!
Nach ausgiebigen hören für hervorragend empfunden. 5 von 5