laut.de-Kritik
Standortbestimmung nach dem Aus von "Ally McBeal".
Review von Nathalie FritzDie Fans wissen, dass Vonda Shepard auf ihren echten Soloalben oft nicht die selben Stücke vorträgt, die sie als Stammpianistin in der "Ally McBeal"-Serienkneipe performt. Mit "Chinatown" steht jetzt ihre fünfte Platte in den Plattenläden. Für Vonda stellt die Scheibe eine wichtige Standortbestimmung dar, denn ihr Sprungbrett "Ally McBeal" wurde wegen sinkender Einschaltquoten in den USA abgesetzt.
Die entscheidende Frage ist jetzt, ob ihr die Fans nach Serienschluss weiterhin die Treue halten werden. Waren die Lieder nur so beliebt, weil Ally so beliebt war? Oder fabriziert Miss Shepard wirklich wahre Perlen der Popmusik? Fragen, die nach zwölf Millionen verkaufter Soundtracks nur die Zukunft beantworten kann. Fakt ist aber, dass sich die 39-Jährige bei "Chinatown" bereits aus der Anwaltsszene entfernt hat.
Die Geschichten aus dem berühmten New Yorker-Viertel basieren folglich auf Vondas eigenen Erfahrungen, die sie zumeist in balladeske Töne umsetzt. Ein sehr gefühlvolles Album, dass aber einem gewissen Optimismus versprüht. So eignen sich die stimmungsvollen, oft mit Streichern unterlegten, Balladen gut für kalte Novemberabende und könnten gar den einen oder anderen Schneemann auftauen.
Die restlichen drei Stücke unterscheiden sich dann sehr von der melancholischen Grundstimmung. "Rainy Days", "Gyroscope" und "My Hole World" beinhalten Funkelemente und pumpen ganz leicht mit modernen Beats aus den Boxen. "My Hole Worlf" sticht bei den funkigen Songs hervor, da der Track durch einen gewissen Groove zum Mitwippen verleitet und am ehesten ins Ohr geht.
Allgemein bietet "Chinatown" aber wenig Überraschung. Vonda erzählt am Klavier ihre Geschichten, die sie musikalisch durchaus gut umsetzt. Es fehlt jedoch die melodiöse Eingängigkeit, es gibt keine wirklichen Hits, und die Gesamtspielzeit fällt mit knapp vierzig Minuten viel zu kurz aus. Das Album zieht vorbei wie eine schöne Winterlandschaft. Ruhig, sanft und unberührt.
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