Porträt

laut.de-Biographie

Walking On Cars

Es waren nicht Radio oder Fernsehen, sondern YouTube, das Walking On Cars groß machte, meint Sänger Patrick Sheehy. Die steigenden View-Zahlen hätten die Band bestärkt, professionell Musik zu machen. Generell kommt man in dem Dorf in Irland, in dem die fünf Schulfreunde aufwachsen, oft und schnell mit Musikern in Berührung. Keyboarderin Sorcha Durham sagt, ihre Eltern hätten sich in Dingle, einem Nest von zweitausend Einwohnern niedergelassen, weil es so ein Zentrum für Musik sei. Für Snow Patrol war das malerische Hafenstädtchen mehrmals Rückzugsort, um sich für Alben Ideen zu holen.

Walking On Cars - Colours Aktuelles Album
Walking On Cars Colours
Gar nicht so langweilig, wie man meinen könnte.

Die Band vom Rand Europas probt ihre ersten Stücke in einem Landhaus ohne Fernsehen und Internet. Sechs Monate lang entsteht dort ihr spezifischer Sound, der den Klängen Coldplays nachfolgt, den sie aber zugleich rockiger strukturieren. Grundsätzlich formen sich die Songs um einen choral gesungenen Refrain, in dem Patrick von dichtem Background-Gesang untermalt wird. Ziel ist es, so zu klingen, dass der irische Exportschlager Hozier sie als Support-Act auf Tour mitnimmt.

So maßvoll die Zielsetzung auch erst einmal erscheint, ist den Iren ihre Insel schnell zu klein. Ein Vertrag mit Universal Ireland, so einigen sie sich, kommt nicht infrage. Das gesamte UK muss ihre Bühne sein, Virgin in London als Label bietet sich da an. Von Dorf-Gigs für 40 Leute arbeitet sich die Band binnen eines Jahres an die Tausendermarke heran. Im Frühjahr 2016 erobern sie viele deutsche Radioprogramme mit "Speeding Cars". Hat diese Single etwas mit dem Bandnamen zu tun? Nein, Walking On Cars nannten sie sich aufgrund eines Ausspruches ihres Drummers Evan Hadnett eines Nachts. Der sagte: "Laufen wir doch auf Autos zur nächsten Bar."

Vier Männer und eine Frau aus Irland spielen Alternative Rock mit Autos im Bandnamen, Walking On Cars erinnern in dieser Konstellation an eine andere Band, Little Green Cars. Doch ihre Ohren und Musikgeschmäcker haben sie im Gegensatz zu vielen anderen irischen Pop-Gruppen nicht am Folk geschult. Als Einflüsse nennt Patrick etwa Metallica, Nirvana und Lumineers.

Keyboarderin Sorcha erinnert sich, oft System Of A Down gehört zu haben, Santana, Emmylou Harris, Arcade Fire oder auch Nils Frahm - welch eine Bandbreite von Country und Metal bis Neo-Klassik.

Als sie im Vorprogramm von The Kooks spielen, erleben sie ein sehr junges, lautes Publikum. Ähnlich ergeht es ihnen beim Rock am Ring-Festival 2016. Fürs zweite Album "Colours" versuchen sie, alle ihre Ideen unterschiedlicher Couleur in einen Pott zu werfen und zu einem vielseitigen Mix zu verrühren.

Doch auf der Business-Ebene zielen sie darauf, kein One Hit Wonder zu werden. Das Rezept mit Synthie-Sounds und rückgekoppelten Gitarren steht zwar nicht für uniquen Stil. Dafür läuft auch nicht bei jeder Band ein Fuchs durchs Video. Im Clip zu "Coldest Water" kommt es beim Dreh zu etlichen Wiederholungen dieser Einstellung, denn der Fuchs bewegt sich eigenwillig durchs Bild und nicht so elegant wie gewünscht. Im Song geht es autobiographisch um die Probleme des Sängers mit häufigem Alkoholkonsum. Dabei seien sie keine Party-Menschen, so Frontfrau Sorcha Durham. Nach Konzerten trinke sie noch eine Tasse und dann gehe sie zu Bett. Tour-Stress lernt die Band dann noch abseits der britischen Insel kennen: Für ihre Konzerte in Deutschland, Österreich, Schweiz, Belgien und Frankreich 2019 haben sie ungewohnt lange Entfernungen zu bestreiten. Im Gepäck tragen sie die melancholischen und teils hymnischen Titel ihres Albums "Colours".

Alben

Walking On Cars - Colours: Album-Cover
  • Leserwertung: Punkt
  • Redaktionswertung: 3 Punkte

2019 Colours

Kritik von Philipp Kause

Gar nicht so langweilig, wie man meinen könnte. (0 Kommentare)

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