laut.de-Kritik
So macht man Fans glücklich.
Review von Manuel BergerWithin Temptation live mit einem Orchester auf DVD – das gab es doch schon einmal oder? Ja, nur ist das mittlerweile acht Jahre her. "Let Us Burn" kann aber noch mehr. Warum sich mit einem Konzert begnügen, wenn gleich zwei im Archiv lagern? So macht man Fans glücklich.
Da wäre also zum einen das 2012 anlässlich des 15-jährigen Bandjubiläums veranstaltete "Elements". Nach einem schicken Animationsintro startet die in Antwerpen aufgezeichnete Show mit "Iron" gleich in die Vollen. Gemeinsam mit Chor und dem Il Novecento Orchestra füllt die Band ihre gigantische Bühne problemlos aus. Dazu die opulente Lightshow, die riesige Leinwand und das Videoprisma, in dessen Inneren Sharon den Adel herabschwebt – das Stage-Set-Up ist wahrlich beeindruckend.
Die Sängerin präsentiert eine ganze Reihe mal mehr, mal weniger gelungene Abendroben. Bei "Angels" wachsen ihr plötzlich Flügel und man muss unwillkürlich an Rammstein denken. Stelzenläufer begleiten das "Sanctuary Intro", Tänzer wirbeln umher, "Stairway To The Skies" mutiert zum Musterbeispiel eines Grande Finale. Lumpen lassen sich Within Temptation nicht. Die Band war dabei mit dem Ergebnis ursprünglich überhaupt nicht zufrieden und wollte "Elements" zunächst gar nicht veröffentlichen. Luxusprobleme, die andere Bands mit offenen Armen empfangen würden.
In der Mitte des Sets fahren die Musiker den Metalanteil etwas zurück und konzentrieren sich auf ihre ruhigere Seite. "Stand My Ground", "Angels", "The Last Dance", "Say My Name". Die Balladen kommen dank der orchestralen Aufmachung besonders gut zur Geltung. Es muss eben nicht immer nur lärmen und krachen. Gleichzeitig profitiert aber auch "Candles" immens von der aufgebauten Atmosphäre. Sowohl der sanfte Beginn als auch der bombastische Growling-Part sprühen nur so vor Energie.
Ansagen bleiben abgesehen vom Schlusswort zwar aus. Angesichts der homogenen Stimmung vermisst man sie aber auch nicht. Mag sein, dass sie sogar eher gestört hätten. Zumal die geschickt platzierten Schnitte weder Publikum noch Band noch die Orchester/Chor-Fraktion vernachlässigen. Im zweiten Teil der DVD, "Hydra", richtet Sharon dafür des Öfteren das Wort an ihre Zuhörer.
Die Amsterdamer "Hydra"-Bühne entpuppt sich als nur minimal kleiner als die des Jubiläumsgigs. Diesmal ohne klassische Unterstützung setzen Within Temptation schon beim titelgebenden "Let Us Burn" auf breit angelegte Pyroeffekte. Aufgrund der unterschiedlichen Instrumentierung hemmen jetzt doppelt vertretene Songs ("Faster", "Iron", "In The Middle Of The Night", "Mother Earth") das Erlebnis glücklicherweise kein bisschen. "Stand My Ground" geht sowieso immer. "Sinéad" präsentiert sich wie auch "Whole World Is Watching" in akustischem Gewand.
Der Fokus dieses zweiten Konzertes liegt natürlich vor allem auf neuem Material. Mit Ausnahme von "Dog Days" und "Tell Me Why" vertonen die Niederländer ihre "Hydra" in Gänze. Die Stimmen Xzibits und Howard Jones' greifen dabei per Videoleinwand vom Band ein. Ebenso Keith Caputo bei "What Have You Done". Sharon selbst zeichnet sich im Vergleich zu "Elements" mit einer etwas dunkleren Stimmfarbe aus. Immerhin liegen zwei Jahre zwischen den Aufnahmen. Auch davon profitiert der Facettenreichtum "Let Us Burn"s.
Wie schon bei "Elements" fehlen zwar Teile und Songs der Show. In beiden Fällen hat man jedoch nie das Gefühl, so einem Mehrwert beraubt worden zu sein. Im Gegenteil. Within Temptation brechen die Performance wenn man so will auf ihre Essenz herab. Das Endprodukt ist weder zu kurz noch zu lang, sondern einfach genau richtig und glänzt mit durchweg erstklassiger Bildqualität. Bonusmaterial erscheint bei diesem zweiteiligen Livepackage ohnehin überflüssig. So verzichtet die Band verständlicherweise darauf.
Reine Audioversionen liefern die beigefügten CDs. Auch diese überzeugen mit einem erstaunlich publikumsfreundlichen Mix. Wie es sich für ein Livealbum gehört, dringt die Hallenatmosphäre durch, ohne den Bandsound groß zu beeinträchtigen. Teilweise gelingt das sogar besser als auf DVD.
Klar, Musik bleibt nach wie vor Geschmackssache. Wer Within Temptation bislang nicht mochte, braucht ganz sicher nicht losrennen und sich "Let Us Burn" unter den Nagel reißen. Das Release richtet sich in erster Linie an die Fans. Die kommen dank audiovisueller Vollbedienung dicke auf ihre Kosten.
2 Kommentare mit einer Antwort
Wird sofort gekauft Ich höre WT zurzeit echt rauf und runter. sehr schöne melancholische und auch bombastische Stücke !
Joa. Hatte das vorherige Konzert auf BluRay. Ging schon ab! Sehr nice!
Also, so macht man Fans nicht unbedingt glücklich (zumindest nicht nicht mich). Bei der Elements Show wurde Our Farewell rausgestrichen, was lange Zeit nicht gespielt wurde und stattdessen werden Songs, die es schon auf der Black Symphony gab, dringelassen. Bei der Hydra Show fehlt under anderem Summertime Sadness.
Warum zwei Konzerte auf eine DVD gequetscht und dementsprechend gekürzt werden mussten erschliesst sich mir nicht. Lieber hätte ich zwei DVDs mit den vollständigen Konzerten gehabt.