laut.de-Kritik
Verbindet die Frühphase mit orchestraler Symphonie-Epik.
Review von Stefan Johannesberg"Dieser Song ist eine Reise zu einer tiefen Quelle der Leidenschaft und Kreativität. Themen aus der keltischen Mythologie werden auseinandergenommen und neu gestaltet", so Wolves-Studiodrummer Cedar Serpent über die Single "Twin Mouthed Spring" von der neuen EP "Crypts Of Ancestral Knowledge". Im Deutschunterricht hieß es früher immer, die schlechtesten Interpretationen von Goethe-Gedichten kamen von Goethe selbst. Das schlagwerkende Gründungsmitglied der Band, Cedar Serpent, agiert hier im Gegensatz zum Johann Wolfgang messerscharf. Und er ist es auch, der mit seinen Vocals und der akustischen Gitarre seine Beschreibung des Songs mit Magie füllt.
"Twin Mouthed Spring" beginnt schleppend, der Körper wippt in Trance auf der Veranda einer einsamen Waldhütte und wird nach 40 Sekunden mit den folkisch-hypnotischen Gitarrensounds weiter hinab ins dunkle Grün des Waldes gezogen. Von irgendwoher lockt eine Stimme, nicht umzukehren und sich hinzugeben, hab' keine Angst - und dann, als der zweite Akustikpart noch mal melodiöser aufbricht, ist man dort am Ort der Erkenntnis und Zauberei. Im letzten Drittel zieht das Tempo dann an, eskaliert und mündet in der großen Geste. Ein unfassbarer Track, der einen Teil der Wolves In the Throne Room weiter ausarbeitet, den man immer erahnte, der aber nie so deutlich in einen Track gegossen wurde.
Auf der anderen Seite des Bandspektrums bewegt sich dagegen "Beholde To Clan". Der Song ist zuerst ein recht straightes Monster, das die frühen Wolves mit orchestraler Symphonie-Epik verbindet. Doch dann taucht eine konterkarierende, country-mäßige Gitarre auf und nach einem klassischem Mellow Black-Part ab Minute zwei schleppt sich ein Doom-Riese mit sägender Gitarre - fast an Dissection erinnerend - durch die Wildnis und endet mit spährischen Chören und Synthies, die eine ewige, endlose Weite symbolisieren. Wie beschreibt es Gitarrist Kody Keyworth so treffend: "Es ist ein wilder Trip!"
Nach zwei Songs endet dieser Trip. Zwar beleuchtet die EP weitere Wolves-Seiten, doch das experimentelle, an die "Arcana"-Phase anknüpfende "Initiates Of The White Heart" verliert sich als “Spirit Of Lightning”-Interpretation etwas in atmosphärisch-synthetischen Spielereien. Der Schlusstrack "Crown Of Stone" wabert mit dunklen Ambient Vibes und leitet über in eine neue Welt, zu einem neuen, kompletten Album. Hoffentlich.
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