laut.de-Kritik
Dröhnende Beats, verpackt in süße Watte.
Review von Alexander CordasSeine "Sleepy Girls" sind mittlerweile aufgewacht, Aðalsteinn Guðmundsson aka Yagya kommt mit einem neuen Album. Wer mit dem Pseudonym bislang noch nichts anzufangen wusste: Der Herr zimmert sich deepen Dub-Techno zurecht. Oder wie es der Protagonist selbst sagt: 'Armchair-Techno'.
Die Titel seiner neuerlichen Klang-Skulpturen tragen - dem Motto des Albumtitels entsprechend - die Namen von Galaxien und Sternenhaufen, das Album nimmt aber seinen Ausgang ganz irdisch bei einem Bahnhof, in dem Licht durch Staub schimmert ("Train Station's Dustlight"). Zwar gibt Guðmundsson mit seinen Track-Titeln Deutung mit auf den Weg, aber die sich langsam entrollenden Soundscapes darf sich jeder gerne selbst zu seinem eigenen Kopfkino-Film zusammen spinnen. Wie es sich für trippige Gebilde gehört, flankieren Rauschen und Klänge, die nach Field-Recordings tönen, das Gesamtbild. Abrupte Übergänge sind hier genauso fehl am Platze wie noisige Versatzstücke. Deshalb verzichtet Yagya auch darauf.
Der Vocal-Einsatz, den die Fangemeinde in der Vergangenheit zurecht bemängelte, fährt der Isländer auf ein Minimum zurück. Frauengesang ist zwar zu hören, aber Guðmundsson verwendet ihn dergestalt, dass er ihn eher als Instrument geschickt an den Stellen platziert, an denen er passt wie die Faust aufs Auge. "Motes In The Moonlight" profitiert davon beispielhaft: Über einen brummelnden Basslauf, verzerrte Piano-Klänge und Hall-Effekte legen sich elfenhafte Stimm-Fragmente, die die verzauberte Atmosphäre des Stückes untermalen.
Bewegt sich die BPM in den ersten beiden Stücken noch in gehobeneren Bereichen, nimmt sich Guðmundsson schon bei "Motes In The Moonlight" schon etwas zurück, um in "Substorms On A Winter Night" das Tempo weiter zu drosseln. Trippige Keyboard-Einwürfe flankieren das Bass-Gedröhne, das besonders über Kopfhörer völlig hypnotisch vor sich hin zwirbelt.
"Through The Zodiacal Cloud" markiert dann den Tempo-Breakdown. Hier erinnert er in Aufbau und melancholischer Stimmung an den großen Franzosen, der ja ebenfalls mit einem neuen Album aufwartet.
In der Folge zieht Yagya das Tempo wieder an, ohne jedoch auf Stimmung zu verzichten. Die gedämpft vor sich hin dröhnenden Beats und die stets um diese mäandernden Melodien verpackt der Nordmann in süße Watte, die das Ohr dermaßen sanft massieren, dass es einer puren Wohltat gleichkommt. An Gelegenheiten, dieses Album zu konsumieren, sollte es nicht mangeln. "Stars And Dust" lässt sich hervorragend nebenher hören. Wobei auch immer. Bügeln, lesen, sich einen hinter die Binde gießen oder bumsen, steht euch ganz frei.
1 Kommentar
Sehr schöne Platte. Ideal für die Jahreszeit.