laut.de-Kritik
Kopfkino: So hört sich emotionale Wucht an.
Review von Alexander CordasEs bedarf nur weniger Infos, um sich wieder im weiten Kosmos der Tiersen-Kompositionen zu verfangen - und sich in ihnen zu verlieren.
Die Musik, die der Franzose diesmal erschuf, gehört zu einem Dokumentarfilm, der sich um den französischen Segel-Pionier und Erfinder Eric Tabarly dreht, der etliche Rekorde brach und - Tragik muss sein - während eines Solotrips über Bord ging und ertrank.
Alleine die Begriffe Meer, Wind und Freiheit, die man mit dem Hochseesegeln assoziiert, untermalt das Einmann-Orchester Tiersen einmal mehr mittels einer emotionalen Wucht, die in keinem Verhältnis zum Minimalismus der Kompositionen steht.
Die monotone Wiederholung der Themen bleibt seine Handschrift. Und doch bringt mit furchterregender Präzision stets tief liegende sentimentale Saiten beim Hörer zum Schwingen.
So avanciert das Schicksal des Seglers dank Tiersens Musik zum unmittelbar erfahrbaren Kopfkino: Träge dümpelnd, forsch dahin rasend, melancholisch, dann wieder Stakkati auf dem Piano, die Töne tropfen perlend aus seinem Instrument.
Ein weiterer Fokus liegt auf der Gitarre. Die sehnsuchtsvolle und melancholische Melodik, die Yanns Musik auszeichnet, bleibt dennoch in jedem Augenblick präsent.
Einziges Manko sind die teilweise kurzen Spielzeiten der Stücke. Beispielhaft: ".II", dem gerade mal eine Minute Musik zugestanden wird. Das mag im Filmkontext die angemessene Dauer für eine bestimmte Szene sein. Auf Platte beschneidet sich Tiersen jedoch selbst, wenn er Fragmente, die so angenehm klingen, nicht weiter ausführt.
Deshalb darf man die Gesamtspielzeit mit knapp 34 Minuten durchaus als bescheiden ansehen. Der Wiedererkennungswert der Kompositionen bleibt allerdings hoch. Nicht zuletzt dank der Trademarks, die Tiersen spätestens seit Amelie in aller Welt bekannt gemacht haben.
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