laut.de-Kritik

Moderne Chansons, Synthie-Pop und Multi-Kulti.

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Zaz liefert mit "Effet Miroir" ein nachdenkliches Album zwischen modernen Chansons und multikulturellen Einflüssen. Dabei gibt sie sich experimentierfreudig wie lange nicht mehr. Zwischen "Effet Miroir" und dem letzten Album "Paris" ist viel passiert: Reisen nach Kuba und Lettland, eine Trennung und ein Terroranschlag.

Mit "Demain c'est toi" liefert ein zartes Klavier-Stück den Auftakt des Albums. Eine passende Wahl, die den Facettenreichtum der neuen Platte aufzeigt. "Qué vendrá, was man aus dem Spanischen in etwa mit 'was auch immer passiert' übersetzen kann, dreht sich darum, das Leben so zu nehmen, wie es kommt, nichts zu bereuen.", sagt die französische Chanteuse, die vor den Aufnahmen zu "Effet Miroir" unter anderem Kuba bereist hat. Südamerikanische Gitarren bilden den Vorboten für die Weltmusik-Einflüsse, die Zaz' Musik prägen. Auch sonst kann "Qué vendrá" mit Zaz selbstbetiteltem Debüt und ihrem Hit "Je veux" mithalten.

Mit "On s'en remet jamais" gedenkt die Sängerin der Opfer der Anschläge aufs Bataclan. Zu ungewohnt elektronischen Gitarren und Synthie-Beats singt Zaz von und mit ungebeugter Lebensfreude.

"Je parle" und "Résigne-moi" experimentieren ebenfalls mit E-Gitarren. Letzteres erzählt von Liebeskummer und Wehmut, ohne in Selbstmitleid zu ertrinken. "Ich arbeite ja seit Jahren daran, mich selbst nicht zu vergessen, nicht einmal wegen der Liebe. Ich habe beschlossen: Wenn es mir in einer Beziehung nicht gut geht, dann ergibt sie keinen Sinn mehr für mich. Es kann deshalb vorkommen, dass ich mich aus einer Beziehung verabschieden muss. Aber von der intellektuellen Einsicht bis zur Umsetzung ist es ein weiter Weg.", sagte die Sängerin dazu gegenüber Deutschlandfunk Kultur.

Die starke stimmliche Leistung der Sängerin entfaltet sich aber vor allem bei den ruhigeren Nummern. "J'aime j'aime" und "Nos vies" versprühen viel von dem Folk-Pop-Charme, mit dem Zaz zu Beginn ihrer Karriere die Grande Nation im Sturm erobert hat. Die Klavier-Ballade "Ma valse" dient als Scheinwerferlicht, in dem sich Zaz' ungewöhnliche Stimme sonnt.

"Si c'était à refaire" wird vom Schlagzeug voran getrieben, auf "Pourquoi tu joues faux" dominiert Synthie-Pop mit Eighties Vibe. "Laponie" hingegen ist eine Liebeserklärung an Lettland, eines der vielen Länder, die Isabelle Geffroy alias Zaz bereist hat. Den Text über verschneite Berglandschaften und Polarlichter rezitiert die Sängerin fast wie ein Gedicht.

Musik ist Zaz' Spielwiese, auf der sie immer wieder neue Anregungen findet und in ihre Songs einfließen lässt. Auf "Effet Miroir" wagt sie sich auf neues Terrain. Doch ironischerweise überzeugen gerade die Stücke, die auf Experimente verzichten.

Trackliste

  1. 1. Demain c'est toi
  2. 2. Qué vendrá
  3. 3. On s'en remet jamais
  4. 4. J'aime j'aime
  5. 5. Mes souvenirs de toi
  6. 6. Toute ma vie
  7. 7. Je parle
  8. 8. Résigne-moi
  9. 9. Ma valse
  10. 10. Si c'était à refaire
  11. 11. Pourquoi tu joues faux
  12. 12. Plume
  13. 13. Nos vies
  14. 14. Saint-Valentin
  15. 15. Laponie

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