Porträt

laut.de-Biographie

Richard Thompson

Große Inszenierungen sind nicht sein Ding. Lieber lässt Richard Thompson seine Lieder sprechen - und seine Gitarre.

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"Er kann jeden erdenklichen Stil nachahmen. Das tut er auch oft, dennoch bleibt er immer erkennbar. In seinem Spiel hört man das Dröhnen eines schottischen Dudelsacks heraus, die Melodie eines Sängers und gleichzeitig das Piano von Jerry Lee Lewis. Aber kein einziges Blues-Klischee", sagt Manager Joe Boyd über ihn. Er entdeckt Richard Thompson und seine Band 1969.

1949 im Londoner Stadtteil Notting Hill geboren, wächst Thompson in einer musikalischen Familie auf. Sein Vater ist Polizist bei Scotland Yard und spielt in seiner Freizeit auf seiner Gitarre schottische Volkslieder.

Seine erste Band Emil And The Detectives gründet Thompson an der Schule. Zu diesem Zeitpunkt ist er der britischen Blues Invasion verfallen, hat aber auch eine Vorliebe für traditionelle britische Volksmusik, die er sein Leben lang behält. Den Bass übernimmt Hugh Cornwell, später Frontmann der Stranglers.

1967 tritt Thompson Fairport Convention bei, die sich in den folgenden Jahren den Ruf der besten britischen Folk-Rock-Combo erarbeiten. Bei einem Konzert ist auch Manager Boyd im Publikum, der sich vor allem von Thompson begeistert zeigt. Er nimmt die Band unter Vertrag.

Wie bei Jefferson Airplane teilen sich eine Sängerin und ein Sänger das Mikro. Die ersten Alben bestückt die Band vor allem mit Coverversionen, darunter Songs von Joni Mitchell und Bob Dylan. Ihr Zweitling "What We Did On Our Holidays" (1969) enthält aber mit "Meet On The Ledge" eine Nummer aus Thompsons Feder, die zu so etwas wie dem Erkennungsstück von Fairport Convention avanciert.

Bei einer Konzertreise 1969 wird ihr Tourvan in einen schweren Unfall verwickelt, bei dem Schlagzeuger Martin Lamble und Thompsons Freundin Jeannie Franklyn ums Leben kommen. Der Rest kommt mit unterschiedlich schweren Blessuren davon. Kurz überlegen sie, die Band aufzulösen, gehen schließlich aber doch ins Studio und nehmen ihr bekanntestes Album, "Liege And Lief" (1969), auf.

Nach einer US-Tour im Vorprogramm von Traffic und Crosby, Stills, Nash And Young verlässt Thompson 1971 die Band, um sich als Solokünstler zu versuchen. Sein Debüt "Henry The Human Fly" (1972) stößt auf wenig Interesse und erntet schlechte Kritiken. Es genießt den zweifelhaften Ruf als das Album in der Geschichte des Labels Warner, das sich am schlechtesten verkauft hat.

Bei den Sessions lernt Thompson die Sängerin Linda Peters kennen, die er noch im selben Jahr heiratet. Bis 1975 nehmen Richard und Linda Thompson drei Alben auf, von denen vor allem das erste, "I Want To See The Bright Lights Tonight" (1973) Eindruck hinterlässt. Der Erfolg hält sich jedoch in Grenzen. 1974 zieht sich das Paar vorübergehend aus dem Musikbusiness zurück und schließt sich einer Sufi-Gemeinschaft im Osten Englands an, die mystischen Islam praktiziert.

Thompson bleibt im weiteren Verlauf seines Lebens ein gläubiger und sehr belesener Muslim, auch wenn er 1977 mit seiner Frau die Gemeinschaft verlässt und zur Musik zurück kehrt. Als ihr sechstes gemeinsames Album "Shoot Out The Lights" 1982 erscheint, machen sie allerdings nur noch auf der Bühne gemeinsame Sache. Nach einer US-Tour gehen sie auch musikalisch getrennte Wege.

Das Album und die Auftritte stoßen vor allem in den USA auf Interesse. In den folgenden Jahren pendelt Thompson zwischen London und Los Angeles. 1985 heiratet er seine Managerin Nancy Covey, die der Grund für seine Scheidung war, und zieht endgültig nach Kalifornien.

Bis 1995 nimmt er für verschiedene Labels mehrere Alben unter der Führung von Suzanne Vegas späterem Ehemann Mitchell Froom auf. In den 1990er Jahren steht er beim Major Capitol unter Vertrag. Bestseller bringt er keine hervor, "Rumor And Sigh" (1991) wird aber zumindest für einen Grammy nominiert.

Auf der Bühne bleibt Thompson gefragt. Zudem betätigt er sich als Gast-Musiker bei unzähligen Kollegen und komponiert Soundtracks (darunter für Werner Herzogs Dokumentarfilm "Grizzly Man", 2005). Er stellt das ehrgeizige Projekt "1000 Years Of Popular Music" auf die Beine, in dem er Stücke aus dem Mittelalter bis hin zu Britney Spears' "Oops ... I Did It Again" zum Besten gibt. 2007 steht er mit Fairport Convention auf der Bühne, um ihr bekanntestes Album "Liege And Lief" von Anfang bis Ende durchzuspielen.

Thompson nutzt das Internet als Vertriebsweg und verkauft auf seiner Webseite nicht nur die Alben, die er nach wie vor regelmäßig aufnimmt, sondern auch Mitschnitte seiner Konzerte. 2010 steht er nach knapp 30 Jahren zum ersten Mal wieder mit seiner Ex-Frau Linda auf der Bühne. 2011 erhält er für seine musikalischen Verdienste den Order of the British Empire.

Dass er seinen Humor nicht verloren hat, beweist Thompson 2013 bei der Veröffentlichung seines 22. Studioalbums "Electric", das in Trio-Besetzung unter der Führung Buddy Millers in Nashville entsteht. "Wir haben es in unglaublich kurzer Zeit aufgenommen. Aber es hört sich toll an. Es stellte sich als überraschend funky heraus, wir haben wohl ein neues Genre kreiert: Folk-Funk. Es ist ziemlich flott und schmissig, irgendwo zwischen Judy Collins und Bootsy Collins", erklärt er. In der Folge veröffentlicht Thompson in größeren Abständen weitere Alben, darunter "Acoustic Classics" (2014), "Still" (2015), "13 Rivers" (2018) und "Ship To Shore" (2024)

Alben

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Di 06.05.2025 Hamburg (Fabrik)
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