laut.de-Biographie
Domiziana
Es ist schwer, Domiziana zu betrachten, ohne sie gewissermaßen als Projekt zu sehen. Die in Freiburg geborene und in Sizilien aufgewachsene Sängerin und Rapperin startet 2022 gewissermaßen aus dem Nichts mit ihrem von Replay Okay produzierten Song "Ohne Benzin" auf Platz zwei in die deutschen Charts und dringt binnen weniger Wochen bis auf Platz eins vor. Unter Vertrag bei Four Music und dem mysteriösen 0909Futureclub hat sie nichts vorzuweisen als diesen einen Song und einen beschleunigten Remix. Nur einen Begriff findet man in der Promo für sie immer wieder: Hyperpop.
Das in Großbritannien entstandene Genre hieß 2015 noch PC Music und wurde weltweit für so etwas wie die Zukunft der Popmusik gehandelt. Im Grunde waren die Versuche, Artists wie Charli XCX, SOPHIE, Glaive oder in Deutschland Haiyti und Hello Hannes in den Mainstream zu befördern, stets daran gescheitert, dass diese Musikerinnen und Musiker einfach ein wenig zu abgedreht und massenuntauglich waren. Man könnte also denken, dass Sony mit Domiziana eine eigene, gesellschaftsfähige Haiyti aufbauen will. Doch das wäre nicht ganz fair gegenüber dem offensichtlichen Talent von Domiziana. Denn das Verrückte am Phänomen Domiziana ist ja: Es funktioniert.
Domizianas schon länger unterhaltene Social Media-Präsenz zeigt, dass dieses Projekt schon eine Weile kuratiert wurde. Domiziana selbst wirkt auch nicht wie ein Produkt oder etwas, das konstruiert wird. Gerade ihr Geschmack für Mode und Ästhetik kristallisiert sich von vornherein als stringent heraus. Sie hat auch offensichtlich die Vocals und die emotionale Tragfähigkeit, die schrillen, Rave-inspirierten Songs zu performen. Außerdem arbeitete sie schon vor ihrem Four Music-Signing mit der Drummerin und Produzentin Ylva Øyen zusammen. Die Isländerin hatte bereits für ESC-Sieger der Herzen und Internet-Phänomen Daði Freyr Musik gemacht und schreibt in ihrer Online-Präsenz offensiv, dass sie derzeit in Berlin auf der Suche nach Hyperpop-Projekten sei.
Jetzt stehen wir also hier, haben einen Song von Domiziana auf dem Teppich und direkt einen massiven Nummer Eins-Hit, der sich auf allen Social Media-Plattformen wie ein Lauffeuer verbreitet. Gleichzeitig haben wir diese offensichtlich talentierte Musikerin, die sich von vornherein die perfekte Infrastruktur aufgestellt hat, um einen sehr unkonventionellen Sound in den Mainstream zu hieven. Und vielleicht ist es noch nicht ganz klar geworden, wie groß das ist, weil Leute immer erst einmal den Schaum über die Industry Plants vor dem Mund haben, wenn es um solche Themen geht, aber: Domiziana hat geschafft, was bisher noch keinem Land der Welt geschafft hat. Sie hat einen Hyperpop-Song massentauglich gemacht. Das gab es weder bei den Briten noch bei den Amis.
1 Kommentar
Autor schreibt: Domiziana selbst wirkt auch nicht wie ein Produkt oder etwas, das konstruiert wird. Gerade ihr Geschmack für Mode und Ästhetik kristallisiert sich von vornherein als stringent heraus.
Autor meint: tja musik halt aber die alte macht sich nackig.