laut.de-Kritik
Jugendliche Leichtigkeit, übersetzt in den Pop-Kontext.
Review von Toni HennigDer australische Pop-Rock-Vierer 5 Seconds Of Summer, kurz 5SOS, stürmte 2014 mit "She Looks So Perfect" an die Spitze der britischen Single-Charts. Mit ihren drei Studioalben feierten Lead-Sänger und Gitarrist Luke Hemmings, Gitarrist Michael Clifford, Bassist Calum Hood und Drummer Ashton Irwin in den USA jeweils eine Nummer-Eins-Platzierung in den Billboard-Charts. Der neue Titel "Calm" setzt sich aus den Anfangsbuchstaben der einzelnen Mitglieder zusammen.
Man habe "neue Sound-Inspirationen" gesucht, erzählte Ashton dem australischen Magazin MusicFeeds kürzlich: "Wir haben dieses Mal viel Industrial gehört, weil die Rhythmen letztlich fantastisch für das Schreiben und den melodischen Prozess sind. Wir sind Rock'n'Roll-Anhänger, jedoch ist die rhythmische Seite von normalem Rock'n'Roll nicht unbedingt geeignet für modernen Pop."
Was die Texte betrifft, ergänzt Kollege Luke: "Es gibt auf jeden Fall eine Leichtigkeit auf dieser Scheibe. Ich glaube, das letzte Werk war ziemlich schwer und düster. Dieses hier behandelt die unbeschwerte Seite des Lebens und die Tatsache, dass man sich fortbewegen und nicht an einem Ort verweilen soll."
Diese Leichtigkeit vernimmt man schon im Opener "Red Desert", wenn sommerliche Gitarren auf treibende Coldplay-Rhythmen treffen, nur dass die Musik im Gegensatz zu den britischen Stadion-Rockern bei 5SOS nicht in einer ausgelassenen Konfetti-Party ausartet, sondern knackig auf den Punkt kommt. Diese Kompaktheit findet man auch im folgenden "No Shame", wenn man dem treibenden Industrial-Fundament und dem kraftvollen Mitsing-Refrain lauscht. Da stört auch die kurze Saiten-Spielerei zwischendrin nicht, fügt sie sich doch ganz selbstverständlich ein.
Ebenso konzise gestaltet sich auch das Songwriting in den restlichen Tracks, läuft es doch stets auf eine knackige Hook hinaus, wobei die Band hier und da mal ein paar kleine Sound-Experimente einbaut, diese aber nie unnötig in die Länge zieht, sondern immer wieder direkt zum melodisch Wesentlichen zurückkommt. Dabei erweist sich das Soundbild zwischen Trap-Einflüssen ("Old Me", "Not In The Same Way"), R'n'B ("Easier"), Industrial-Rock ("Teeth"), funkigen Versatzstücken ("Wildflower") und Balladeskem ("Best Years") als ziemlich abwechslungsreich.
Im Großen und Ganzen hebt sich diese Vielfalt von der Gleichförmigkeit im Pop-Rock-Bereich recht wohltuend ab, zumal die einzelnen Mitglieder auch an mancher Stelle ihr instrumentales Können überzeugend unter Beweis stellen, etwa wenn man in "Thin White Lies" inmitten poppiger Elektronik postpunkige Saiten-Anschläge hört. Nur die etwas zu heiteren "Oh-Oh"-Chöre in "Lonely Heart" hätten nicht sein müssen.
Trotzdem bezieht diese Platte ihren besonderen Reiz gerade aus ihrer Unbeschwertheit. Wenn beispielsweise in "Wildflower" mehrstimmige Gesänge zu tanzbaren Disco-Beats fröhlich im Einklang schmettern, während immer wieder eine funkige Gitarre im Nile Rodgers-Stil hineingrätscht, ist gute Laune vorprogrammiert. Und wenn wenig später in "Not In The Same Way" zu treibenden Saiten-Anschlägen und experimentellen Trap-Beats laute Power-Chöre im Refrain erschallen, dann entsteht ein sehr aufbauender Kontrast zum Text. Der handelt nämlich vom Auseinanderleben in einer Beziehung.
Das rockige "Teeth" wirkt nämlich mit straighter Gitarren- und Elektronik-Rhythmik und übersteuerter Melodie-Führung vergleichsweise unkonventionell. Dass "die rhythmische Seite von normalem Rock'n'Roll nicht unbedingt geeignet für modernen Pop" ist, stimmt also so auch nicht ganz. Das Melodische steht 5 Seconds Of Summer dennoch hervorragend.
1 Kommentar
absoluter ohrenkrebs, mir unbegreiflich, wie man für son schrott 4 sterne geben kann.