laut.de-Kritik

Potenzial vorhanden. Jetzt bitte noch entfalten.

Review von

"Unser Sound" - schlichter lässt sich die Vorstellung einer weiteren Berliner Rap-Crew kaum betiteln. Damit wecken die Jungs von APBS keine falschen Vorstellungen. Ihr Debüt will nichts weiter, als zeigen, wer man ist und was man drauf- und vorhat. Insoweit: durchaus gelungen.

"Die ersten Tracks waren sehr enttäuschend", heißt es im "Intro", das die Geschichte der Truppe rund um Doem aufrollt. Machen wir uns nichts vor: Das viel beschworene "gewisse Etwas", der "unverkennbare Charme" geht den Herren nach wie vor ab.

Ihr "Berlin" zeichnet ein einseitiges Bild, als regierten in der Hauptstadt einzig Waffengewalt, Drogen, Prostitution und Prügeleien. "Das ist Berlin?" Nee. Das ist nur eine durch die abgenutzte Gangsterbrille betrachtete Facette der Stadt.

Solches braucht, wenn man ehrlich ist, kein Mensch mehr - gleich dreimal nicht, wenn man den lobenswerten Ansatz verfolgt, sich von der ganzen wieder und wieder aufgewärmten Straßen-Suppe abheben zu wollen. Die Notwendigkeit haben die Genossen der Schöneberger Adlerpartei erkannt.

"Eure primitive Umgangsweise lässt zu wünschen übrig", fordert Doem in "Der Sinn" Manieren ein. Er will "offene Wunden des Rap abbinden", verlangt: "Lasst Rap wieder Hip Hop sein!" Schön und gut, nur: Dem eigenen, hoch gesteckten Anspruch ("Kunst ist es nur dann, wenn es etwas Neues ist") werden APBS nicht gerecht.

Weder strotzen die düsteren, synthielastigen Beats, noch die - nennen wirs beim Namen - dürftige Reimtechnik vor Originalität. Die Straßennummer funktioniert nicht, weil man diese Schiene betont nicht fahren will. Die Alternativen fehlen aber.

Mit dem Tiefsinn haut es auch nicht so richtig hin. Zu wirr gerät die wahllose Aneinanderreihung verschiedenster privater und globaler Probleme in "Was Wäre Wenn?". Wenn sich Stix in "Wird Schon" als "Großstadtjunge, der Ziele anvisiert" zeichnet, hätte man schon gerne gewusst, um welche es sich dabei handelt.

"Hört zu, wir haben euch was zu sagen!" Ich höre - nur: was? "Wir ziehen jetzt neue Saiten auf!" Recht so - nur: welche? "Immer neue Themen, über die es was zu reden gibt." Junge: Dann mach' et einfach!

All diesen Mäkeleien zum Trotz fühlt sich "Unser Sound" erstaunlicherweise nicht wie zu viele Ergüsse zu vieler Nachwuchs-Rap-Acts nach Zeitverschwendung an. Klassische Posse-Tracks, in denen sich Stimmen und Styles der Akteure gegenseitig bereichern und ergänzen, machen einfach immer noch Spaß. Solo-Nummern gestatten den Jungs, ihre persönlichen Stärken auszuspielen.

Die holprige Hook kümmert mich einen Scheiß, wenn Awen seine Aggressivität auslebt und "100.000 Zeilen" auf einen Stein schreibt. Unbändiger Hunger, wie er in "Streetuniversity" aus Sahin hervor bricht, bildete seit jeher eine der stärksten Triebfedern im Rap-Zirkus.

"Jeder Start ist schwer, doch lass' anfangen." Dem möchte man keinesfalls den Wind aus den Segeln nehmen. Das Potenzial ist da. Jetzt liegt es an den Recken von APBS, das auch zu entfalten.

Trackliste

  1. 1. Intro
  2. 2. Berlin
  3. 3. Der Sinn
  4. 4. Wir Waren Schon Immer Da
  5. 5. EZG
  6. 6. Sreetuniversity
  7. 7. Was Wäre Wenn?
  8. 8. Schriftstück
  9. 9. Nicht Alleine
  10. 10. Hu Ha
  11. 11. Clubkiller
  12. 12. Einsicht
  13. 13. 100.000 Zeilen
  14. 14. Wird Schon
  15. 15. RAP Ist Cool
  16. 16. Outro

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