laut.de-Kritik
Hip Hop für die großen Jungs.
Review von Dani FrommBei allem Verständnis, aller Nachsicht und aller Liebe: Manchmal hängt einem der Straßenrap-Kindergarten in seiner ganzen Tristesse meterweit zum Halse raus. Was brauchen wir dann? "Hard downbeat, heavy bass and searing horns compliment a timeless lyrical style that speaks across generations."
Die Versprechungen, die Aceyalone im Booklet von "Leanin' On Slick" macht, erfüllt er von der ersten Minute an. Dabei geht es keineswegs um Zahlenhuberei, wenn er behauptet: "This is for the 30 and up." Scheiß auf das Alter! Wer die dieser Platte zugrunde liegende Geisteshaltung teilt, fühlt sich bestens aufgehoben.
"Leanin' On Slick" huldigt einer Zeit, in der sich die Fans noch bewusst waren, dass Hip Hop seine Wurzeln metertief in Soul und Funk krallt. Coole Basslinien, hallende Percussion, glitzernde Bläser, quakende Funk-Gitarren verschmelzen in Bioniks Produktionen komplett unbeleckt von herrschenden Trends zu wahrhaft zeitlosen Perlen.
Back in the days? Gerne. Nostalgie? Och, nö. Aceyalone weiß wohl, dass damals nicht alles besser war, auch wenn einem der verklärende Blick in den Rückspiegel zuweilen etwas anderes vorgaukelt. Von ihm hören wir kein Gejammer, sehen kein krampfhaftes Sich-Festklammern am verblassenden Bild eines romantisch idealisierten Gestern.
Wieso auch? Er kanns schließlich auch heute noch. "It's not a phase. I done earned my grades." Aceyalone flowt mit der Erfahrung der Jahre noch unaufgeregter, trittsicherer, lässiger als je zuvor. Vom Rap zum Funk-infizierten Sprechgesang und zurück: Die großen alten Männer, James Brown und Gil Scott-Heron, sitzen auf ihrer Wolke und nicken einträchtig mit den Köpfen.
Neben den schweißtriefenden, treibenden Clubtrack und die üppig instrumentierte Tanzparty-Nummer mit Latin-Vibe stellt Bionik Oldscohool-Breaks und -Scratches, aber auch ein gerüttelt Maß Motown-Cheesyness, Blues und - ganz am Ende - noch einen Klassiker wie "Hit The Road". Alles geht.
Aceyalone wirft sich mit vollem Einsatz ins Geschehen, gibt bei Bedarf auch seinen eigenen Hype-Man. An der Seite von Cee-Lo Green in "Working Man's Blues" inszeniert er Rap als den Blues der Moderne. Zusammen mit Daniel Merriweather lässt er das "You Can't Hurry Love"-Gefühl wieder aufleben.
"Leanin' On Slick" speist sich aus Coolness, Groove und Style. So macht man Hip Hop für die großen Jungs. Ob die dann "30 And Up", zwölf oder 74 sind: Wen juckt das schon?
1 Kommentar
yeah, this is for the 40 and up