laut.de-Kritik

Singt er wirklich über Brustbehaarung bei Frauen?

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Manche Musiker sind gerade aufgrund ihrer Rezeptionsgeschichte interessant. Ein großes Wort mit einfacher Bedeutung: Adam Green, dessen Albumcover auch die Geschichte einer Nichtfrisur erzählen, ist seit zwei Jahren der Liebling aller. Manche prophezeien, dass sich das nun ändert. An der Qualität seiner neuen Songs kann das allerdings nicht liegen.

Das Niveau auf "Jacket Full Of Danger" ist hoch, richtige Hits sucht man aber vergeblich. War "Gemstones" noch ein aufgekratztes Sammelsurium von Tempowechseln und damit ziemlich anders als der musikalisch sehr poppige und teils zuckersüße Vorgänger "Friends Of Mine", präsentiert sich "Jacket Full Of Danger" zum Teil als Rückkehr zu "Jessica" und ihren Freunden.

Was vielen auf "Gemstones" gefehlt hat, ist wieder da: Streicher gibts reichlich, Jane Scarpantoni ist an Bord, die auch auf dem gelben Album mit ihren Arrangements einen Himmel voller Geigen besorgt hat. Schon beim ersten Titel sticht diese Tatsache ins Ohr - der gesetztere, melodischere Song steht Green auch einfach besser, als das hektische Songwriting, das oft an Zirkusmusik erinnerte.

"Nat King Cole", die erste Single, klingt noch wie ein Überbleibsel der "Gemstones"-Sessions und markiert zugleich den Übergang zum Album mit der DDR-Jacke. Denn die ultratiefe, bassige Stimmlage dieses Tracks ist neuerdings ziemlich oft Programm. Übrigens: Das bisher stets arg strapazierte Thema der Sexualität rückt in den Hintergrund. Eine kleine Überraschung, denn mal ehrlich, irgendwie hat man doch immer sehnsüchtig auf die nächste Geschmacklosigkeit gewartet.

Jetzt bedient er die pubertärsten seiner Hörer nur noch in "White Women" so eindeutig wie sonst. "You know I wanna bone you" beginnt er mit dieser kräftigen Stimme, die scheinbar zu einem Kerl gehört, dessen Eier in Kürze vor Männlichkeit platzen müssen. Grotesk und auch irgendwie lustig. Die Musik darunter stampft bluesig, erinnert etwas an Madrugadas "Ramona".

"Animal Dreams" findet dagegen, wie auch "Hairy Women", ein musikalisches wie melodisches Pendant auf "Friends Of Mine" - als hätte es Green bei sich selbst stibitzt. Diesen Eindruck bekommt man auch bei anderen Songs, die einem wie schon mal auf dem gelben Album gehört erscheinen. Singt er bei "Hairy Women" wirklich über Brustbehaarung bei Frauen?

Adam Green hat nicht abgebaut, aber andererseits präsentiert er auch nicht viel neues. "Jacket Full Of Danger" ist mehr ein Querschnitt von bisherigem und manifestiert seinen künstlerischen Status Quo. Es ist ein Album, das vermutlich wesentlich öfter aus den heimischen Boxen quillen wird, als "Gemstones", es ist schlicht hörerfreundlicher. Ein Abgesang ist es auf keinen Fall, eher schon eine Zwischenstation. Das nächste Album wird zeigen, ob er es sich hier bequem macht oder noch mal weiterzieht. Letzeres ist wahrscheinlicher, hoffentlich.

Trackliste

  1. 1. Pay The Toll
  2. 2. Hollywood Bowl
  3. 3. Vultures
  4. 4. Novotel
  5. 5. Party Line
  6. 6. Hey Dude
  7. 7. Nat King Cole
  8. 8. C-Birds
  9. 9. Animal Dreams
  10. 10. Cast A Shadow
  11. 11. Drugs
  12. 12. Jolly Good
  13. 13. Watching Old Movies
  14. 14. White Women
  15. 15. Hairy Women

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