laut.de-Kritik
Von Weiterentwicklung keine Spur, warum auch?
Review von Robin KirkerZwei der 102 Boyz knüpfen vier Jahre nach Release an ihr Album "Moin" an. Wie das klingt? Genau so asozial wie auch schon 2020. Von Weiterentwicklung keine Spur, haben sie aber auch nicht nötig. Wer auf Turn-Up-Rap steht, kommt hier auf seine Kosten.
Stark startet das Album mit "Wir Gehen Rein". Ein Beat, der sehr an den Mario-Bösewicht Bowser erinnert. Lyrisch bewegt sich "Wir Gehen Rein" typisch provokant zwischen Drogen, Gewalt und Partys. Diese Motive ziehen sich wie ein roter Faden durch das gesamte Album.
Natürlich finden sich auch Trends in den Texten wieder. Nach dem Rummel um Balkonultra, der kurzerhand einen Song über Pyrotechnik dichtete, den Marc Eggers und Ikke Hüftgold mit ihm am Ballermann performten, steigen auch Addikt102 und Stacks102 auf den Hypezug auf. In "Spring" findet sich die Line "Pyrotechnik kein Verbrechen". Selbstverständlich machen die Jungs ihr eigenen Ding draus und dichten schnell "Schau, der Block ist am brennen (Haha)" hinzu. Wie wörtlich man das nehmen kann, sei mal so dahin gestellt.
Sagt was ihr wollt über die 102Boyz, aber sympathisch sind sie ja: "Haben keine Toleranz für AfD (Nazis raus)". Neben all den drogenverherrlichenden Texten finden sich auch durchaus politisch nachvollziehbare Aussagen. Zuvor erwähnte schon Chapo102 in einem seiner Tracks: "Ich f*ck auf Leberwerte und EKG /Ich f*ck auf deine Meinung, f*ck die AfD". Die Rapper-Gruppe schließt sich somit einem Kanon an, der 2024 in der Szene herrscht - Gut so! Auch wenn sie mit all den Exzessen kein gutes Vorbild darstellen, stimmt die politische Einstellung.
Leider, und das muss ich schweren Herzens zugeben, hat das Album eine große Schwäche: Das Konzept. Es fehlen die Zusammenhänge und tiefgehendere Bedeutungen. Jeder Track schreit förmlich: Lass steil gehen! Das kommt gut in einem Song, aber in elf? Irgendwie ermüdend.
"Auf Modus" ist einer der wenigen Tracks, die wirklich mitreißen. Der brachiale Drum'N'Bass-Sound lässt ein Gefühl aufleben, das kaum zu beschreiben ist. Man möchte sich am liebsten das Bier am nächsten Späti besorgen und Mülltonnen-umkickenderweise durch die Straßen rennen, natürlich nur in der Theorie. 102Boyz sind das was früher Casper war, als er noch bei Chronik 2 mitwirkte: Anti Alles für immer.
Mit "A Nach B" schießen sie dann den Vogel noch mal richtig ab. Du dachtest "Auf Modus" sei der beste Track? Dann hör dir den mal an! Ein Ticken schneller, und "A Nach B" wird in das Techno-Genre aufgenommen. Der Text ist Nebensache. Sowieso, um was es geht, ist eh schon klar. Der Beat hat jedoch wirklich Hit-Potenzial. Mit seinen 2.25 Minuten eigentlich fast schon zu kurz, aber das ist wohl Trend in der heutigen Zeit.
Das Album ist für Fans sicherlich gut gelungen, Neueinsteiger könnten schnell gelangweilt sein. Die Beats sind gut, aber außer ein paar Ausnahmen, nichts Besonderes. Wer mit hohen Erwartungen an "Moin Moin" ran geht wird enttäuscht, aber wer geht schon so an ein 102Boyz-Album ran? Es ist was es ist und zielt nicht auf eine tiefere Message ab.
2 Kommentare mit 3 Antworten
Ich finde es gut, dass der Rezensent bei der Besprechung dieses Albungs das Wort "Ficken" konesequent mit einem * zensiert hat, ansonsten wäre eine Trigger-Warnung dringend notwendig gewesen, aber so is okay, danke!
Achso, 1/5 für diesen unfassbaren Kernschrott sollte klar sein.
Yo gueldi, was ist jetzt eig wegen des Remix?
Uninteressanteste Crew im ganzen Deutschrapgehm, eine Horde austauschbarster beschränkter Dorfdullis, deren unique selling point der ist, dass sie beschränkte Dorfdullis sind, wo viel saufen. Dass es genügend oft nicht minder beschränkte Heranwachsende gibt, die sich die Tristesse ihres Wohnorts in der Periphere dieses, unseren schönen Deutschlands, welches am Stiso ist, schönsaufen wollen, die damit resonieren, stimmt dabei freilich verdrießlich. Aber das Gute an so deutlich auf ein juveniles Publikum zugeschnittener Hundesohnverhaltenmucke ist ja auch, dass ihre Hörer ihr ahn- und vorhersehbar entwachsen werden, und dann werden Martin, Christof, Julius, Patrick und wie sie alle heißen, vielleicht mal in sich gehen und beschließen, etwas Produktives für diese Gesellschaft zu leisten.
"Uninteressanteste Crew im ganzen Deutschrapgehm, eine Horde austauschbarster beschränkter Dorfdullis, deren unique selling point der ist, dass sie beschränkte Dorfdullis sind, wo viel saufen."
Wäre aber auch ne gute Beschreibung für Mehnersmoos oder sind die ironischer?