laut.de-Kritik
Verbindet die technoiden Stile zu erstklassigen Dancekrachern.
Review von Philipp SchiedelDie einst so innovative Technoszene hat in den letzten zwei Jahren viel von ihrem Reiz verloren und scheint zuweilen sogar ein wenig auf der Stelle zu stagnieren. Selbst die kreativsten Köpfe, die vor ein paar Jahren noch die Musikwelt revolutionierten, werfen heute Platten auf den Markt, die abgenutzt klingen und für die sich keiner mehr so recht interessieren mag.
Nein, auch Air Liquide erschaffen keine neuen und Aufsehen erregenden Innovationen, aber im Gegensatz zu anderen Veröffentlichungen klingt "X" nicht wie ein langweiliger Aufguss, sondern verbindet die verschiedensten technoiden Stile ohne sich in einem uferlosen Chaos zu verlieren.
Das Kölner Elektronikduo schlängelt sich hier von chilligen Dubsounds über spacige Elektronicatracks, bis hin zum Stereo Total-Remix, der wie eine Schlafuhr aus der Spielzeugabteilung klingt. Nebenbei schütttelt man noch erstklassige Dancekracher aus dem Ärmel, die mit Sicherheit die Tanzflächen der Clubs füllen werden. Dabei wirkt das Ganze auch noch völlig selbstverständlich, als wäre es das Normalste der Welt, eine perfekte Platte zu machen.
Der musikalische Abstraktionsgrad, der ja gerade in Elektrokreisen gerne um Weiten überschritten wird, hält sich glücklicherweise auch in Grenzen: gerade so viel, dass es interessant wirkt und man gezwungen ist, genau hinzuhören, aber keine Ausflüge in Welten voller Störgeräusche und ohne Melodie. Ein Grund zum Kopfnicken oder für eine spontane Tanzeinlage beim Gang durchs Zimmer findet sich in jedem Song.
"X" ist kein Meilenstein der Musikgeschichte, aber zum zehnjährigen Bühnenjubliäum haben sich die zwei Sauerstoffmännchen Jammin Unit und Dr. Walker mit ihrem neuen Album eines der schönsten Geschenke gemacht.
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