laut.de-Kritik

Breakbeat meets Zen-Noise.

Review von

In den vergangenen Wochen herrschte im Digital Hardcore Headquarter emsiges Treiben. Gleich zwei Releases sollten nach einer Flut von Fan-Emails auf den Weg gebracht werden. Vor allem die energiegeladenen Live-Performances von Alec Empire standen ganz oben auf der Wunschliste. Und der Meister hat seine Fans erhört. In einer ruhigen Minute hörte er die Live-Mitschnitte noch einmal an.

Auf CD schafften es schließlich sein Auftritt im ICA in London in diesem Jahr sowie sein Battle mit dem japanischen Industrial-Pionier Merzbow im legendären New Yorker Club CBGB's. Extremer japanischer Bondage-Noise traf dort 1998 auf die nicht weniger kratzigen Breakbeats und Shouts von Alec Empire. Eine Mischung, die vor allem bei Freunden harter Industrial-Sounds auf offene Ohren stoßen dürfte, aber auch mit beinahe meditativen Momenten überrascht.

Alec Empire, Merzbow und das CBGB's in New York, wo seinerzeit die Punkrevolte angestoßen wurde garantieren eine einzigartige Mischung. Alec Empire, den meisten wohl in seiner Rolle als Kopf und Frontmann der Techno-Punk-Band Atari Teenage Riot ein Begriff, genießt gerade in den USA einen besonderen Heldenstatus und wird oftmals in einem Atemzug mit den Nine Inch Nails oder Industrial-Musikern der ersten Generation wie Whitehouse oder Throbbing Gristle genannt. Merzbow aka Masami Akita gehört ebenfalls zu den Urgesteinen des Industrial. Seit 1981 veröffentlicht er unaufhörlich und hat es längst geschafft, seine undurchdringlichen Noise-Wände, andere sagen dazu Bondage-Power-Electronics, zu seinem Markenzeichen zu machen.

"Alec Empire Vs. Merzbow Live CBGB's NYC 1998" vermischt nun aber nicht Krach mit Krach, wie unbedarfte Geister vermuten könnten. Vielmehr setzen sich die beiden Performer immer wieder in Szene, treiben sich gegenseitig an und erzeugen eine wahnsinnige Energie, die weit über ihre Solo-Releases hinausgeht.

Empire an den Turntables scratcht, cuttet und fährt seinem Partner immer wieder mit wild-gewordenen Break-Beat-Orgien in die Parade. Akita holt aus seinen analogen Geräten Lärmwände so mächtig wie der Fujijama. Ständig brechen fiesen Sounds aus dieser Soundmasse hervor und bohren sich in die Tiefen des Gehörgangs vor. Industrial-Sport für ganz Hartgesottene eben, der durch seine rohe und ungezügelte Energie besticht.

Das ist jedoch nur die eine Hälfte der CD. Ab der Mitte weichen immer wieder flächig-melodische Sounds (ja wirklich!) den Hardcore-Noise auf und erzeugen eine seltsam meditative Stimmung, trotz der nach wie vor zu Hauf vorhandenen Kratz- und Feedback-Geräusche. So baut "Alec Empire Vs. Merzbow Live CBGB's NYC 1998" einen intensiven Spannungsbogen auf, dessen kathartische Wirkung am Ende nicht zu leugnen ist. "Zen-Noise" wie die Japaner sagen.

Trackliste

  1. 1. The Alliance
  2. 2. The Destroyer And Merzbow
  3. 3. A Fire Will Burn
  4. 4. Nightmare Vision
  5. 5. The Full Destroyer / Merzbow Meltdown
  6. 6. The White Man Destroys His Own Race
  7. 7. Curse Of The Golden Angel
  8. 8. The Predator
  9. 9. Brooklyn Connection
  10. 10. Dawn
  11. 11. The Slayer Calls At Night
  12. 12. Blow This Thing
  13. 13. 606: The Number Of The Beast
  14. 14. 202 Lightyears From Home
  15. 15. Shock Treatment For Corporate Control
  16. 16. Enter The Forbidden Space
  17. 17. A Degenerated Nation Reacting To Fear
  18. 18. A Degenerated Generation Reacting To Fear Pt. II
  19. 19. Some Might Even Die

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