laut.de-Kritik

Das brave Mädel von nebenan schielt auf den Dancefloor.

Review von

Am Anfang steht ein Warnhinweis: "Einige meiner Fans werden vielleicht geschockt sein von dem, was sie auf dem neuen Album hören, denn ich klinge manchmal sehr fremd. Es ist ein musikalischer Trip."

Anlass für wirklich tief sitzende Schocks gibt Alicia Keys auf "The Element Of Freedom" dann allerdings nicht. Fleißig war sie: Satte sechzehn Tracks beinhaltet das mittlerweile bereits fünfte Album der Grammy-Gewinnerin.

Ganz zu Beginn, mit dem Intro "Element Of Freedom", klingt auch tatsächlich wenig nach der altvertrauten Alicia. Kratzige Loops und Samples dominieren, und manch Part hinterlässt sogar für Augenblicke einen experimentellen Eindruck.

Nach dem tanzbaren und eingängigen "Doesn't Mean Anything" hält danach aber wieder verstärkt Keys'sche Normalität ihren Einzug, von Ausnahmen abgesehen. Mit Breaks und harten Beats bewegt sich die Künstlerin in "Try Sleeping With A Broken Heart" zunächst in raueren R'n'B-Gewässern, doch verbirgt sich hinter all der toughen Fassade ein recht konventioneller Pop-Song.

"Wait Till You See My Smile" bedeutet weiteres ohrfreundliches Pop-Naschwerk, das seine doch traditionellen Wurzeln mit ungewöhnlichen Klängen vermengt.

Mit dem für sie so typischen Piano-Spiel eröffnet Alicia "That's How Strong My Love Is", eine handelsübliche Ballade, die so auch von einer Kollegin wie Christina Aguilera stammen könnte. Durch die sich effektvoll steigernde Songführung im letzten Drittel gewinnt die Nummer dann aber kräftig an Tiefe.

"Unthinkable (I'm Ready)" möchte ein bisschen sinnliche Verruchtheit ausprobieren, doch Alicia bleibt irgendwie trotzdem stets das brave Mädel von nebenan. Auf "Love Is My Disease" versucht sie sich ansatzweise im Rockröhren-Genre, kehrt aber rasch wieder auf vertrautes Terrain zurück.

Herzschmerzig wirds in "Distance And Time", das im Intro all jenen Liebenden der Welt gewidmet ist, die sich infolge großer Widrigkeiten nie richtig finden. Schnüff!

Auffällig: die nicht kleine Anzahl von Songs, die für Alicias Verhältnisse kräftig auf den gepflegten Dancefloor schielt. Das dokumentiert besonders "Put It In A Love Song" im Verbund mit Beyoncé. "This Bed" beweist weitere Tanz-Tauglichkeit mit Wohlfühl-Beats und Handclap-Einlagen.

Den Höhepunkt hält der drittletzte Track bereit. "Empire State Of Mind (Part II) Broken Down" begeistert als Fortsetzung eines Jay-Z-Songs. Er arbeit textlich fernab der von Alicia doch recht häufig eingesetzten Liebes-Klischees und überzeugt dank seines vorzüglichen Spannungsaufbaus als verdammt guter Pop-Song.

Die Piano-Ballade "Pray For Forgiveness" beendet würdig ein Album, das trotz der hohen Titelanzahl kaum Füllmaterial enthält, und wird - was selten genug geschieht - dem Anspruch Qualität vor Quantität gerecht.

Gänzlich gradlinig auf brandneuen Pfaden wandelt Alicia nicht, doch Zutaten und die Ausführung der Songs zeigen sich stimmig zusammengesetzt. Die beiliegende DVD enthält die Studio-Performances einiger Tracks sowie das Video zu "Doesn't Mean Anything".

Trackliste

CD

  1. 1. Element Of Freedom (Intro)
  2. 2. Love Is Blind
  3. 3. Doesn't Mean Anything
  4. 4. Try Sleeping with A Broken Heart
  5. 5. Wait Til You See My Smile
  6. 6. That's How Strong My Love Is
  7. 7. Unthinkable (I'm Ready)
  8. 8. Love Is My Disease
  9. 9. Like The Sea
  10. 10. Put It in A Love Song feat. Beyoncé
  11. 11. This Bed
  12. 12. Distance And Time
  13. 13. How It Feels to Fly
  14. 14. Empire State Of Mind (Part II) Broken Down
  15. 15. Through It All
  16. 16. Pray For Forgiveness

DVD

  1. 1. Doesn't Mean Anything
  2. 2. Empire State of Mind (Part II)
  3. 3. Try Sleeping with A Broken Heart
  4. 4. No One
  5. 5. Doesn't Mean Anything (Video)

Videos

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84 Kommentare

  • Vor 14 Jahren

    @lautuser (« As I am war im nachhinein doch ein sehr gutes Album, ist großartig gewachsen.

    Das wird mir mit dem neuen aber wohl leider nicht gelingen. »):

    Mir gefällt "As I am" besser als das neue Album!Hast du das neue schon gehört?

  • Vor 14 Jahren

    Ja, aber nur 2 mal.. zur Zeit kann ich Alicia da beim besten Willen nicht folgen, es gefällt mir nicht, lediglich 3 Songs haben es in den All-Time-Shuffle geschafft..

  • Vor 14 Jahren

    Na immerhin sind es 3 Songs für die ALL-TIME Runde... Es ist nicht ihre stärkste Platte, aber ich höre sie derzeit immer noch gern (auch wenn einige Songs da rausgehalten werden)!

    Aber aufn Dancefloor schielt hier eigentlich gar nichts! Hab die Rezension gerade noch mal gelesen. Sie hatte immer ein/zwei tanzbare Tracks auf ihren Alben und hier ist nicht mehr davon vorhanden, im Gegenteil: Es sind zu viele Balladen!