laut.de-Kritik

Kein König ohne Untertanen.

Review von

Wie entflieht eine Band Routinen und Automatismen? Alter Bridge beantworten die Frage simpel: Mit Neben-Projekten. Myles Kennedy, stimmgewaltiger Fronter, singt bei Gunner und Guitar-Hero Slash ("4") und ist solo aktiv ("The Ides Of March"). Bandkopf Mark Tremonti unterhält ein Soloprojekt ("Mark Tremonti Sings Sinatra").

Und so kommt es, dass Album Nr. 7 der Formation, die aus der instrumentalen Keimzelle der Nuller-Megaseller Creed hervorgegangen ist, unverkennbar nach Alter Bridge klingt. Die Abwechslung nach außen bedingt wenig Veränderung nach innen, dennoch ist das Quartett auf "Pawns & Kings" weit vom Stillstand entfernt.

Die ersten drei Tracks zeigen noch viel Bewährtes: Der martialische, im Midtempo gehaltene Opener "This Is War" mit Carmina Burana-Chören und Unheil verkündenden Lyrics, "Dead Among The Living" und "Silver Tongue" mit ihrem steten Pendeln zwischen Riff und Melodie. Beim hypnotisch mit Tribal-Drums und Blues-Lick eingeleiteten "Sin After Sin" spielt Tremonti ein Rage Against The Machine-kompatibles Riff, das nach instrumentaler Einleitung mit Kennedy als Kassandra der menschlichen Niedertracht erklingt.

Die gute Laune in "Stay" müsste man eigentlich doof finden. Dabei ist die Nummer variantenreich gestrickt und von tollen Harmonien getragen. In eine ähnliche Kerbe schlägt das beschwingte und mit einem netten Country C-Part ausgeschmückte "Holiday".

Der Albumtitel ist schlicht wie geschickt gewählt. Kein König ohne Untertanen. Der Schachbezug zieht sich auch durch die visuelle Umsetzung der  Singles. Menschliche Regungen inmitten überbordender Unmenschlichkeit, aber auch Machtmissbrauch sind die besungenen Themen.

"Faible Of The Silent Son" setzt auf Epik und lineare Song-Entwicklung. Kennedys Vorliebe für Americana und Tremontis Metal-Affinität ergänzen sich in diesem acht-minütigen Song-Koloss perfekt. "Last Man Standing" überrascht im letzten Drittel mit einer tollen Hook, die zudem dynamisch sehr effektiv in Szene gesetzt ist.

Nach zwei Jahren Abstinenz bedingt durch Lockdown und Solo-Arbeit finden Kennedy, Tremonti, Marshall und Philipps unter den Fittichen von Produzent Michael Baskett (Slash, Sevendust, Mammoth WVH) wieder zusammen. Die Intensität ist greifbar, die Songs klingen inspiriert, auch wenn aus Übersee nicht wirklich Neues tönt.

Trackliste

  1. 1. This Is War
  2. 2. Dead Among The Living
  3. 3. Silver Tongue
  4. 4. Sin After Sin
  5. 5. Stay
  6. 6. Holiday
  7. 7. Fable Of The Silent Son
  8. 8. Season Of Promise
  9. 9. Last Man Standing
  10. 10. Pawns & Kings

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LAUT.DE-PORTRÄT Alter Bridge

Ja, ja. Alter Bridge sind die Überreste von Creed mit neuem Sänger. So einfach kann man es sich machen, trifft damit aber nicht ganz den Kern der Sache.

7 Kommentare mit einer Antwort

  • Vor einem Jahr

    GRANDIOS!!!

    Das geht kaum besser ...

  • Vor einem Jahr

    "Boring-Ass Autopilot" wäre ein treffenderer Titel gewesen. Angehört 2/5

  • Vor einem Jahr

    Schon nach drei Durchgängen stand für mich fest: starkes Album! Dieser Eindruck hat sich nach weiteren Durchgängen gefestigt. Anders, als bei „Follow The Leader“ und „Walk The Sky“ (die auch gute Alben sind, aber im AB Katalog m.E. die beiden letzten Plätze belegen) kann ich keinen schwachen Song ausmachen. Selbst der „Popsong“ „Stay“ gefällt. Und ja, als ich der Tracklist entnahm, dass ein Song „Holiday“ heißt, musste ich unweigerlich an den 80er Klassiker der Scorps denken. Mag vom Namen her auch nicht so recht zu den anderen Titeln passen, aber der Song ist gut. Könnte, zumindest bezogen auf den Refrain, auch auf einem Album von Slash feat. Myles Kennedy & The Conspirators enthalten sein. Für mich stechen aber ganz klar „Silver Tongue“ und insbesondere „Fable Of The Silent On“ heraus! Großartiger Song! Kann gar nicht abwarten dieses Sahnestück von Musik live zu hören! Überhaupt zeigen AB mal wieder ganz große Songwriterqualitäten auf dieser Scheibe. Wenn man bedenkt, dass AB alle drei Jahre ein Album rausbringen und Myles und Mark zwischendurch auch noch mit ihren Soloprojekten neues Material veröffentlichen, kann man vor soviel Kreativität nur den Hut ziehen! Was die Produktion angeht, so ist diese nach den aus meiner Sicht überproduzierten letzten beiden Alben endlich wieder gelungen. Der Sound ist klarer. Die einzelnen Instrumente sind im Mix jeweils gut zu hören und der Gitarrensound ist roher. Insgesamt hätte „Pawns & Kings“ im AB Katalog sehr gut hinter „Fortress“ (das Album, mit dem sich AB m.E. nochmal weiterentwickelt hatten) gepasst.