laut.de-Kritik

Ein visuelles Brett, das kaum Wünsche offen lässt

Review von

Es gibt doch nichts Schöneres, als sich im Leben Träume zu erfüllen. Alter Bridge-Frontmann Myles Kennedy hatte auch einen Traum. Einmal in seinem Leben wollte er auf der Bühne der Londoner Wembley-Arena stehen. Am 29. November 2011 nun versammelten sich 12.000 Fans der Combo in der ehrfurchtsvollen Location unweit der Themse.

Seit acht Jahren spielen sich Alter Bridge nun schon rund um den Globus die Finger wund, und auch wenn die Creed-Vergleiche wohl nie so richtig abebben werden: spätestens mit ihrem letzten Output "AB III" hat das Quartett um Saitenhexer Mark Tremonti bewiesen, dass Alter Bridge weitaus mehr zu bieten haben als pathetisch angehauchte Creed-Schattenware. "Live At Wembley" belegt das nun auch visuell in beeindruckender Art und Weise.

Vom ersten Ton des Openers "Slip To The Void" bis zum abschließenden Konfetti-Knall bei "Rise Today" spielen sich die vier Amis in einen wahren Rausch, der keine Emotion außen vor lässt. Ob wütend, ausgelassen, traurig oder voller Hoffnung: Die insgesamt 21 dargebotenen Songs decken jedwedes Gefühl ab und bescheren am Ende kollektive Glückseligkeit sowohl auf, als auch vor der Bühne.

Vor allem Sänger Myles Kennedy zeigt sich des Öfteren fast schon den Tränen nahe ob der geballten Euphorie, die ihm und seiner Band zwischen Songs wie "Before Tomorrow Comes", "Broken Wings" oder "Blackbird" entgegen schwappt. Man mag die bisweilen ausgereizte Epik im Sound des Vierers nur allzu gerne kritisieren, doch kommt man nicht drum herum, der Band eine spielerische Versiertheit zu attestieren, die im Bereich Breitwand-Rock in den letzten Jahren Maßstäbe gesetzt hat.

Wenn dann auch noch jeder gespielte Ton sitzt und die Spielfreude der Verantwortlichen ungeahnte Ausmaße annimmt, dann kommt selbst ein sonst eher arg verbissen wirkender Marc Tremonti nicht mehr aus dem Grinsen raus. Die Anhängerschaft jedenfalls klebt durchgehend an den Lippen Kennedys und huldigt dem hochwertigen Treiben auf der Bühne mit eindrucksvollen Chorgesängen und "hands-in-the-air-Choreografien".

Während Bands, die sich regelmäßig an dermaßen vollgepackten Großraumveranstaltungen erfreuen, in punkto Pyrotechnik, Lightshow und Effekt-Brimbamborium jede Metropolen-Silvesterparty wie ein Tischfeuerwerk aussehen lassen, beschränken sich Alter Bridge primär auf die Musik und erleuchten die Halle nur hin und wieder mit einer Handvoll Feuersäulen und eher unspektakulären Licht-Spielereien.

Dass eben dieser bewusste Verzicht auf äußeren Firlefanz genau das Richtige an jenem Abend ist, beweisen am Ende vor allem die beiden Songs "Wonderful Life" und "Watch Over You". Hier bedarf es lediglich eines Hockers, einer Akustischen und eines Mannes mit einer Stimme, die 12.000 Menschen zu aufgewühlten und tief berührten Seelen werden lässt. Großes Kino.

Wer nach diesem Gefühlsmarathon immer noch nicht genug hat, der kann sich gleich im Anschluss noch die Einblick gewährende "Road To Wembley"-Dokumentation geben, die ebenfalls im Paket enthalten ist, genauso wie die leider um sieben Songs gekürzte CD-Version des Events. Doch das sorgt allenfalls für einen stecknadelgroßen Fleck auf einer ansonsten blütenweißen Weste.

Trackliste

  1. 1. Slip To The Void
  2. 2. Find The Real
  3. 3. Ghosts Of Days Gone By
  4. 4. Before Tomorrow Comes
  5. 5. Come To Life
  6. 6. All Hope Is Gone
  7. 7. White Knuckles
  8. 8. Brand New Start
  9. 9. Metalingus
  10. 10. Broken Wings
  11. 11. I Know It Hurts
  12. 12. One Day Remains
  13. 13. Coeur D'Alene
  14. 14. Buried Alive
  15. 15. Blackbird
  16. 16. Wonderful Live
  17. 17. Watch Over You
  18. 18. Ties That Bind
  19. 19. Isolation
  20. 20. Open Your Eyes
  21. 21. Rise Today

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Ja, ja. Alter Bridge sind die Überreste von Creed mit neuem Sänger. So einfach kann man es sich machen, trifft damit aber nicht ganz den Kern der Sache.

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